„Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Plastikmüll keine Gefahr, sondern eine wertvolle Ressource ist. “ – Interview mit Dominion Baidoo
Dominion Baidoo reduziert Plastikmüll und bekämpft gleichzeitig Malaria. Sein nigerianisches Startup Plastic 2 Paint produziert hochwertige Wandfarbe aus Trinkwasserbeuteln und fügt ein organisches Insektenschutzmittel hinzu.
Dominion Baidoos Ziel ist es, Plastikabfälle zu reduzieren und gleichzeitig Malaria zu bekämpfen. Er ist Mitbegründer von Plastic 2 Paint (P2P) an der Ahmadu Bello Universität in Nigeria. Das 2023 von Studierenden gegründete Startup stellt hochwertige Wandfarbe aus Trinkwasserbeuteln her – und fügt ihr ein organisches Insektenschutzmittel hinzu. Das Enactus-Projekt war Finalist des Wettbewerbs Action with Africa und hat international Anerkennung bekommen.
Welches Problem löst ihr mit Plastic 2 Paint? Warum braucht es dafür genau eure Lösung?
Unser Projekt löst zwei herausfordernde Probleme: Plastikmüll und Malaria. Die Menge an Plastikabfällen hat zu Verstopfungen in Durchlässen und Abflüssen und damit zu Überschwemmungen geführt. Außerdem dient das stehende Wasser, das sich in diesen Verstopfungen ansammelt, als Nährboden für Moskitos. Plastikmüll wird zudem auf Mülldeponien entsorgt und oft verbrannt, wodurch schädliche Gase in die Atmosphäre freigesetzt werden.
Was hast du gemacht, bevor du das aktuelle Projekt/Unternehmen gestartet hast?
Wir arbeiteten an einem Upcyclingverfahren von Plastik zu Politur.
Was oder wer hat dich dazu bewegt, Sozialunternehmer:in zu werden?
Ich habe immer daran geglaubt, dass es mehr bewirkt, wenn man ein Teil der Lösung ist und nicht ein Teil des Problems. Es ist ein Gefühl großer Befriedigung, wenn man etwas tun kann, das nicht nur alltägliche Probleme löst, sondern auch Freude und Glück in das Leben der Mitmenschen bringt. Der Gedanke, jemandem durch mein Handeln ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, ist unbezahlbar und motiviert mich jeden Tag aufs Neue. Es erinnert mich daran, dass ich auch im Kleinen Großes bewirken kann.
Welche eurer Erfolge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Die Erinnerung an das erste Haus, das wir gestrichen haben, ist mir sehr ans Herz gewachsen. Es war ein kleines, gemütliches Haus, das einer Mutter und ihren beiden Töchtern gehörte. Als Mitglied des Teams, das das Haus gestrichen hat, konnte ich aus erster Hand die Freude und Dankbarkeit in den Gesichtern der beiden miterleben, als sie sahen, wie die Wände ihres Hauses sozusagen zu einem Moskitoschutzmittel wurden.
Gab es Momente, die besonders herausfordernd waren und was habt ihr daraus gelernt?
Bei der Herstellung des P2P-Mückenschutzmittels haben wir zahlreiche Tests und Untersuchungen durchgeführt und mussten unzählige Misserfolge hinnehmen. Ich habe jedoch eine wertvolle Lektion während dieses Prozesses gelernt: Um sinnvolle Veränderungen zu erreichen, muss man beharrlich sein und Schritt für Schritt vorgehen. Man weiß nie, was hinter der nächsten Ecke auf einen warten könnte, deshalb ist es wichtig, immer weiterzumachen. Mit Entschlossenheit, Beharrlichkeit und mit Gott an seiner Seite kann man alles erreichen!
© Dominion Baidoo | Plastic 2 Paint
„Wir können von kleinen Orten aus Großes erreichen!“— Dominion Baidoo, Co-Gründer
Wo soll die Reise in Zukunft hingehen und was sind die nächsten großen Ziele?
Unser oberstes Ziel ist es, ein wichtiger Akteur im weltweiten Kampf gegen die Plastikverschmutzung zu werden. Wir stellen uns eine Zukunft vor, in der Plastikmüll keine Gefahr, sondern eine wertvolle Ressource ist. Unsere nächsten großen Ziele sind die Ausweitung der Produktion, die Verbesserung der Funktionalität und Qualität unserer Farben und die weitere Unterstützung lokaler Communities. Wir wollen, dass P2P ein Modell für nachhaltige Abfallwirtschaft wird, indem wir mit politischen Entscheidungsträgern und anderen Unternehmen zusammenarbeiten, um das Upcycling von Plastik zu fördern und eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren.
Was hättest du gerne gewusst, bevor ihr euer Projekt/Unternehmen gestartet habt? Welchen Rat würdest du anderen mit auf den Weg geben?
Bevor wir anfingen, haben wir die Komplexität des Upcycling-Prozesses unterschätzt. Um die effizientesten und verantwortungsvollsten Methoden zum Sammeln, Sortieren und Reinigen von Kunststoffabfällen zu finden, brauchten wir viel mehr Zeit und Experimente, als wir ursprünglich erwartet hatten. Mein Rat: Nimm die Herausforderungen an und konzentriere dich auf die eigene Vision. Das Schönste ist, wenn man sieht, welche positiven Auswirkungen die eigene Arbeit hat.
Welchen Podcast hörst du regelmäßig? Welches Buch ist für dich persönlich ein absolutes Must-read?
Ein Podcast, den ich regelmäßig höre, ist “The Diary of a CEO”, und eine Pflichtlektüre für mich ist William McDonoughs Buch “From Cradle to Cradle – Remaking the Way We Make Things”.
Was sind deine Tipps für den Alltag, um Gutes zu tun? Und wo fällt es dir vielleicht eher schwer, nachhaltig zu leben?
Es ist wichtig, sich über nachhaltige Alternativen zu informieren. Das macht es einfacher, fundierte Entscheidungen zu treffen. Man kann mit kleinen Änderungen in der Routine beginnen, wie beispielsweise wiederverwendbare Einkaufstaschen und Wasserflaschen zu benutzen. Der Mangel an Infrastruktur ist jedoch eine Herausforderung, denn Recycling- und Kompostierungsmöglichkeiten sind nicht überall verfügbar. Auch mangelt es oft an Abfallbewirtschaftungssystemen. Dies kann es schwierig machen, nachhaltig zu leben.
Welche Organisation bzw. welches Start-up beeindruckt dich besonders und ist für dich ein wahres Vorbild?
Precious Plastic.
Ergänze diesen Satz: Die Welt braucht mehr…
… Risikofreude!
Gibt es etwas, was du unbedingt noch sagen willst?
Wir können von kleinen Orten aus Großes erreichen!
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Andrea Rebensburg, GOOD Impact Portfolio: andrea@good-search.org
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