“Wir bauen eine Brücke zwischen den Armen im ländlichen Raum Afrikas und den Kunden weltweit” – Interview mit Dominikus Collenberg

© David Brazier

Vor 15 Jahren wanderte der Agrarökonom Dominikus Collenberg mit seiner Frau nach Simbabwe aus – mit dem Ziel, vor Ort gemeinsam etwas aufzubauen, das positive soziale und ökologische Wirkung hat. Mit Unkraut begann die Erfolgsstory.

Heute existiert ein Netzwerk mit über 14.000 Kleinbauernfamilien, die heimische Kräuter anbauen oder Wildfrüchte für den Export sammeln. Sein Unternehmen Organic Africa beliefert Tee-, Gewürz-, Arznei- und Kosmetikhersteller auf der ganzen Welt. Fast jede Woche wird ein Container verschifft, unter anderem für die französische Parfumindustrie, die ätherische Öle herstellt. Angefangen hat alles mit Unkraut am Wegesrand: Collenberg hatte den richtigen Riecher und begann, die natürlichen Schätze des Landes für die Wertschöpfung zu nutzen. In Simbabwe gibt es mehr als 5000 Wildpflanzen, und nur eine Handvoll wird nachhaltig genutzt, so auch der Baobab-Baum, dessen nährstoffreiche Früchte vielerorts verrotten. Dominikus  brachte Menschen im ganzen Land dazu, die ungenutzten Früchte aufzulesen und für die Weiterverarbeitung aufzubereiten. Mit der Zulassung als Lebensmittel in der EU konnten sie Baobab-Pulver und Öl international auf den Markt bringen. Collenberg verschafft Tausenden Menschen Einkommen und zeigt, dass soziales Unternehmertum auch in Afrika funktioniert und man hier viel bewegen kann.

 

Welches Problem löst ihr mit Organic Africa? Warum braucht es dafür genau eure Lösung?

Wir implementieren in Zusammenarbeit mit Kleinbäuerinnen und Kleinbauern Aktivitäten, die sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltig sind. Wir machen dies, sodass wir möglichst viele Nachahmer finden.

Was hast du gemacht, bevor du das aktuelle Projekt/Unternehmen gestartet hast?

Zunächst  war ich in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit tätig, danach beim Bundesverband der deutschen Industrie zuständig für die Zusammenarbeit von Entwicklungsorganisationen mit Unternehmen der deutschen Wirtschaft.

Was oder wer hat dich dazu bewegt, Sozialunternehmer:in zu werden?

Der Bedarf. Es gibt nur wenige  erfolgreiche Impact Unternehmen in Afrika.

Welche eurer Erfolge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Ursprünglich wollten wir ein Beispiel darstellen, wie ein Impact Unternehmen in Afrika funktioniert. Wir haben dann erkannt, dass wir selber wachsen sollten. Heute profitieren von unserer Arbeit mehr als 14.000 Familien.

Gab es Momente, die besonders herausfordernd waren und was habt ihr daraus gelernt?

Unsere Aufgabe als Impact Unternehmen ist es, eine Brücke zwischen den Armen im ländlichen Raum Afrikas und den Kunden weltweit darzustellen. Diese Diskrepanz zu überbrücken, ist häufig eine große Herausforderung.

© Dominikus Collenberg

„Gerade der Effekt von Fairtrade zertifizierten Produkten kann leicht unterschätzt werden. Bei uns im südlichen Afrika gibt es kaum Produkte, die hochwertig sind. Das verändert sich sehr langsam.“
— Dominikus Collenberg, CEO von Organic Africa

Wo soll die Reise in Zukunft hingehen und was sind die nächsten großen Ziele?

Unser Modell funktioniert. Wir werden dieses Modell auf andere Länder und andere Produkte im englischsprachigen Afrika ausdehnen.

Was hättest du gerne gewusst, bevor ihr euer Projekt/Unternehmen gestartet habt? Welchen Rat würdest du anderen mit auf den Weg geben?

Als wir begonnen hatten, gab es keine anderen Impact Unternehmen in Simbabwe. Wir hatten keine Gleichgesinnten. Geht proaktiv auf Unternehmen zu, die euch gleichgesinnt sind, und versucht Synergien zu entwickeln.

Welchen Podcast hörst du regelmäßig? Welches Buch ist für dich persönlich ein absolutes Must-read?

Für das Management im Unternehmen in Afrika: Measure What Matters.

Was sind deine Tipps für den Alltag, um Gutes zu tun? Und wo fällt es dir vielleicht eher schwer, nachhaltig zu leben?

Gerade der Effekt von Fairtrade zertifizierten Produkten kann leicht unterschätzt werden. Bei uns im südlichen Afrika gibt es kaum Produkte, die hochwertig sind. Das verändert sich sehr langsam.

Welche Organisation bzw. welches Start-up beeindruckt dich besonders und ist für dich ein wahres Vorbild?
Coca Cola in Essen 1941. Ein Unternehmen, das im Krieg mit wenigen Rohstoffen überlebt hat und dank der Führung von Max Keith die Mitarbeiter während des Kriegs beschäftigen konnte.

Ergänze diesen Satz: Die Welt braucht mehr …

regenerative Unternehmen.

Gibt es etwas, was du unbedingt noch sagen willst?

Eure Initiative ist hervorragend – Wachst!

Wir unterstützten im Dezember 2023 die African Baobab Alliance, die Dominikus Collenberg mit auf den Weg gebracht hat. Mehr hierzu erfahrt ihr auf unserer Projektseite: