Wusstest ihr, dass der weltgrößte Lebensmittel Lieferdienst ein Purpose-Unternehmen ist?

Bild: USAID/Pakistan

Delivery Hero, Amazon Fresh oder Just Eat sind milliardenschwere Unternehmen. Sie werden aber von einer Non-Profit Organisation in den Schatten gestellt, die jedes Jahr 12 Milliarden Mahlzeiten ausliefert.

Dieser Artikel ist eine Hommage an das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, häufig abgekürzt als WFP – World Food Programme. Die Organisation wurde letzte Woche mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Gerade in Zeiten, in denen Milliarden von Menschen durch die globale Pandemie wirtschaftlich abgeschnitten sind, insbesondere im globalen Süden, ein wichtiges Signal.

Das Ziel: “Zero hunger” – eine Welt ohne Hunger 

Das UN World Food Programme (WFP) ist eine der führenden humanitären Organisationen im Kampf gegen den weltweiten Hunger. Die UN Unterorganisation sitzt wie auch ihre Schwesterorganisation, die Food and Agricultural Organization (FAO), in Rom. Während die FAO sich vorrangig um die Stärkung der Landwirtschaft in unterentwickelten Gebieten kümmert und mehr im Hintergrund agiert, steht das World Food Programme mehr im Rampenlicht, da sich die Organisation unter anderem im Bereich der Nothilfe engagiert und Hilfe leistet für die Opfer von Krieg, Ernteausfall, Dürre, Überflutung, Erdbeben, Sturm und anderen Naturkatastrophen. Das World Food Programme engagiert sich insbesondere auch dort, wo andere Hilfsorganisationen an Grenzen stoßen. Zwei Drittel ihrer Programme werden in von Konflikten betroffenen Ländern umgesetzt. Dort ist die Wahrscheinlichkeit von Unterernährung dreimal höher als in sicheren Ländern.

Ergänzende WFP-Programme richten sich gegen die eigentlichen Ursachen von Hunger, indem sie die Resilienz von Gemeinden stärken, um sie gegen Krisen zu wappnen. Wenn hierdurch die Zahl der Nothilfeeinsätze reduziert werden kann, ist viel gewonnen.

«Jeden Tag sind etwa 5.000 Lastwagen, 20 Frachtschiffe und 92 Flugzeuge für WFP im Einsatz, um die Bedürftigsten mit Nahrungsmitteln und anderen Hilfsgütern zu unterstützen.»  

Die Dimensionen sind gewaltig. Das World Food Programme hat letztes Jahr 4,2 Millionen Tonnen Nahrungsmittel und 2,1 Milliarden US-Dollar in Form von Bargeld und Gutscheinen zur Verfügung gestellt. Die WFP-Ernährungshilfe stellte letztes Jahr 12,6 Milliarden Mahlzeiten bereit. Die Kosten betrugen durchschnittlich 0,31 US-Dollar pro Portion. Die Nahrungsmittel werden dabei so nah wie möglich am Einsatzort beschafft – das spart sowohl Zeit als auch Transportkosten und stärkt die lokale Wirtschaft. Wenn möglich, unterstützt WFP Menschen in Not zunehmend mit Bargeldtransfers. Bedürftige können so selbstbestimmt Nahrungsmittel vor Ort kaufen. Die Organisation finanziert sich durch freiwillige Zuwendungen der internationalen Staatengemeinschaft, einen kleineren Teil steuern Spenden von Firmen und Privatpersonen bei.

 

Bild: UN Photo/Albert González Farran

WFP liefert Lebensmittel in
die Nord Darfur IDP Camps.

 

Das World Food Programme (“Welternährungsprogramm”) ist nicht zu verwechseln mit der Welthungerhilfe. Die in Bonn ansässige Organisation, deren Schirmherr traditionell immer der jeweilige deutsche Bundespräsident ist, zählt ebenfalls zu den größten Non-Profit Organisationen weltweit, die sich für eine gesunde und sichere Ernährung weltweit einsetzen. Anders als der Name vermuten mag, bedeutet Hunger zu beenden auch für die Welthungerhilfe weit mehr, als Menschen mit Kalorien zu versorgen. Viele der Programme fördern die ländliche Entwicklung sowie kleinbäuerliche Landwirt*innen, etwa über einen besseren Zugang zu Land, Saatgut, sauberem Wasser und Sanitäranlagen. Auch vermittelt die Welthungerhilfe in ländlichen Regionen unternehmerisches Know-How und fördert die Gründung von Kleinunternehmen und Kooperativen. Dies schafft Perspektiven und verhindert in vielen Ländern, dass Menschen in die Flucht getrieben werden. Einige ihrer Programme werden durch Gelder des World Food Programms finanziert; die einzelnen Organisationen arbeiten eng zusammen.

Schulmahlzeiten für 17 Millionen Schüler*innen

Unzureichende – oder falsche – Ernährung bedeutet nicht nur Leid und gesundheitliche Probleme. Sie hemmt auch Fortschritte in Entwicklungsbereichen wie Bildung und Arbeit. Das World Food Programme kümmert sich daher insbesondere um das Wohl von Müttern und Kindern. Die ersten 1.000 Tage im Leben eines Kindes, von Beginn der Schwangerschaft bis zum zweiten Geburtstag, sind für seine weitere Entwicklung entscheidend. WFP fördert die gesunde Ernährung von Kindern in dieser Zeit und unterstützt sie später mit Schulmahlzeiten. WFP ist die weltweit größte humanitäre Organisation, die Programme für Schulmahlzeiten realisiert: 2019 erhielten mehr als 17,3 Millionen Schülerinnen und Schüler in 59 Ländern nahrhafte Schulmahlzeiten – viele von ihnen in schwer zugänglichen und entlegenen Gebieten.

GOOD und das World Food Programme

Wir bei GOOD wollen mit den Einnahmen unserer Suchmaschine soziale Innovatoren unterstützen, die mit neuen Ideen einen Beitrag zu den UN Nachhaltigkeitszielen leisten. Obwohl das World Food Programme auf den ersten Blick nicht zu unserer Zielgruppe zählt, gibt es erstaunlich viele Schnittstellen. Schon heute haben wir mehrere Projekte in unserem Portfolio, die an der Schnittstelle zur WFP arbeiten, von ihrer Arbeit profitieren oder mit ihr kooperieren. Wie zum Beispiel:

ShareTheMeal: ShareTheMeal ist eine Smartphone App, die es Menschen ermöglicht, ihre Mahlzeit mit einem hungrigen Kind zu teilen – über eine Kleinspende von 0,40€.

Sanku – Project Healthy Children: Sanku hilft lokalen Mühlen in Afrika, Mehl mit lebenswichtigen Vitaminen und Mineralstoffen anzureichern – ohne Zusatzkosten.

Conflict Food: Das Berliner Startup hilft Menschen in Krisenregionen, indem es landestypisch hergestellte Agrarprodukte aus diesen Regionen bezieht. Direkt von Kleinbauern, ohne Zwischenhändler.

 

Bild: WFP – ShareTheMeal

ShareTheMeal ist die weltweit erste App
gegen den globalen Hunger.

 

Mit Gründung des WFP Innovation Accelerators 2015 in München verfügt das World Food Programme über einen eigenen “Beschleuniger” für soziale Innovationen, die neue Wege aufzeigen, um Hunger und Mangelernährung zu beenden. Viele der hier durch Kapital, Mentorenprogramme und Zugang zu den WFP-Programmen unterstützten Projekte setzen auf digitale Innovationen wie mobile Technologie, künstliche Intelligenz, Big Data und Blockchain, um Lösungen zu schaffen, die vielfach replizierbar und kostengünstig skalierbar sind. 

Beispiele aus dem WFP Innovation Accelerator sind:

PLUS Schulessen: Eine cloud-basierte Software für Schulen und die öffentliche Hand zur besseren Planung von Schulspeiseprogrammen. 

H2 Grow: Einsatz von Hydroponic, um den Anbau von Lebensmitteln unter extrem schwierigen Bedingungen zu ermöglichen.

Building Blocks: Nutzung der Blockchain Technologie, um Gutscheine für den Kauf von Nahrungsmitteln ohne Einsatz von Geld zu ermöglichen.

Das World Food Programme ist nicht die einzige UN Organisation, die gezielt eine Einheit geschaffen hat, die soziale Innovationen fördert und so den großen, durch ihre Governance-Struktur teils schwerfälligen Organisation zu neuer Dynamik verhilft. Einen Fundus an spannenden neuen Ansätzen findet sich z.B. auch beim Office for Innovation der UNICEF, hier mit Blick auf die Stärkung der Zukunftsperspektiven von Kindern und Jugendlichen.

Wir gratulieren WFP zum Friedensnobelpreis und freuen uns darauf, künftig eine zunehmende Zahl an Projekten aus ihrem Kontext zu unterstützen!

Quellen:
https://de.wfp.org
https://innovation.wfp.org
https://www.welthungerhilfe.de 

Kritik, Fragen oder Anregungen? Schreibt uns!
Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org