Warum wir in Africa GreenTec investieren

Bild: Africa GreenTec

Kaum ein deutsches Unternehmen traut sich nach Mali, Niger oder gar Tschad. Africa GreenTec schon. Es versorgt dort Dörfer mit Internet, Strom, Wasser und Kühlanlagen und schafft damit neue Perspektiven, die Klimaschutz und Friedensprozesse stärken. 

Klimaschutz ist in aller Munde. Wir müssen den Klimawandel stoppen, die erneuerbaren Energien weiter ausbauen, die Energiewende voranbringen. Ähnliche Töne sind immer öfter auch aus der Investment-Szene zu hören. Alle sehen sich heute als Impact Investoren, als Investoren, denen das Wohl der Gesellschaft am Herzen liegt. Selbst die größten Investmenthäuser der Welt wie Blackrock verkünden stolz, dass sie massiv in den Klimaschutz investieren und jetzt auch Impact Investoren seien. Und unser Mitstreiter Google hat kürzlich bekannt gegeben, mehr als 5 Milliarden USD in Anleihen mit einem positiven Klimaschutzeffekt („Green Bonds“) zu investieren.

Das mag so sein, ist aber nur ein Teil der Geschichte.Der Enthusiasmus der Investmentbranche rührt schließlich daher, dass es heute möglich ist, grün oder sozial zu investieren und dabei die gleichen Renditen einzufahren wie bei konventionellen Investments. Wenn sich der Betrieb eines Solar- oder Windparks in Europa rechnet, stellt der Kapitalmarkt hierfür Geld bereit, egal ob dieses als grüne Kapitalanlage vermarktet wird oder nicht. Das dies so ist, ist gut für das Klima, beeindruckt uns aber nicht. Uns beeindrucken Investments, die nicht getätigt würden, wenn alles beim alten weiterliefe.

Deshalb haben wir uns an der laufenden Crowdinvestment-Kampagne von Africa GreenTec beteiligt. Zwar erwirtschaften wir als junges Startup mit unserer sozialen Suchmaschine erst kleinere Summen, weshalb unser Beitrag überschaubar. Es ist uns aber ein wichtiges Anliegen. Und wir möchten darauf aufmerksam machen, dass es Investmentmöglichkeiten gibt, bei denen wir Wirkung das primäre Ziel ist, nicht die Rendite. Im Falle von Africa GreenTec ist zwar auch die Renditemöglichkeit gar nicht so unattraktiv; wir möchten es aber jedem einzelnen überlassen, sich ein Bild über die Risiken zu machen. Wir zumindest haben mit Geldern investiert, die wir bei Projekten mit einer gemeinnützigen Struktur auch gespendet hätten.

 

Bild: Africa GreenTec

 

Africa GreenTec unterscheidet sich radikal von anderen Solar-Unternehmen. Dort, wo andere Unternehmen vor allem Risiken sehen, sieht Africa GreenTec Chancen. So etwa in der extrem jungen Bevölkerung in Mali und Niger, zwei Länder mit der höchsten Sonneneinstrahlung der Welt. In beiden Ländern gibt es unglaublich viele junge, kreative und auch gebildete Menschen, die etwas bewegen wollen. Ihnen fehlen lediglich die Möglichkeiten, ihre Fähigkeiten einzusetzen.

Hier setzt Africa GreenTec an. Das Unternehmen liefert nicht allein Strom, sondern bringt alles mit, um eine grüne lokale Entwicklung zu ermöglichen. Die Solar Container können mit ihrem modularen System Kühlketten sicherstellen, Wasser aufbereiten und Kommunikationsdienste betreiben. Dieser ganzheitliche Ansatz ist bemerkenswert. Was uns noch mehr beeindruckt, ist der Mut, sich in Ländern zu engagieren, in die sich andere nicht trauen. Denn mit Mali, Niger und seit Anfang 2021 auch Tschad fokussiert sich Africa GreenTec auf drei Länder mit enorm herausfordernden Bedingungen. Wer hier investiert, kann wirklich etwas bewegen:

  • Mali ist immer wieder in den Medien, weil der Norden des Landes weitgehend durch Milizen der Tuareg kontrolliert wird und deutsche Soldaten im Rahmen eines  Blauhelm-Einsatzes der Vereinten Nationen mit Mühe versuchen, die Situation vor einer weiteren Eskalation zu bewahren. Vor wenigen Wochen ging Mali durch die Presse, weil die Bevölkerung jubelte, als das Militär den gewählten, allgemein als korrupt bekannten, Präsidenten aus dem Amt putschte und eine Übergangsregierung bildete. Alles in allem eine verfahrene Situation. Es ist schwer vorstellbar, dass ein europäisches Solarunternehmen – zumindest außerhalb der Hauptstadt Bamako –  sich in Mali engagiert. Africa GreenTec macht genau dies. Dabei hilft, dass das Unternehmerpaar Torsten und Aida Schreiber enge Bindungen nach Mali hat, wo Aida aufgewachsen ist.
  • Niger ist ein Land, bei dem die meisten von uns vermutlich erst einmal nachschlagen müssen, wo das Land genau liegt. Es liegt mitten in der Sahara- bzw. Sahelzone, eingebettet zwischen Algerien und Libyen im Norden, Mali und Burkina Faso im Westen, Tschad im Osten und Nigeria und Benin im Süden. Niger belegt im Human Development Index der Vereinten Nationen den allerletzten (!) Platz, noch hinter Krisen geplagten Ländern wie Haiti oder Südsudan. Der Index misst den Lebensstandard eines Landes und berücksichtigt dabei auch Faktoren wie Bildung oder Gesundheitsversorgung. Niger ist zugleich das Land mit der höchsten Geburtenrate weltweit. Im Durchschnitt gebärt jede Frau 7,1 Kinder. Entsprechend jung ist die Bevölkerung. Die Hälfte der Einwohner sind 15 Jahre oder jünger – für Africa GreenTec ein Land voller Chancen und Möglichkeiten.
  • Tschad belegt auf dem Human Development Index den viertletzten Platz. Die ehemalige französische Kolonie, die seit über 20 Jahren autoritär regiert wird, gilt als höchstgradig korrupt und unfrei. AfricaGreenTec sieht dennoch eine Chance, gemeinsam mit der Regierung die Energiewende in Tschad voranzubringen und so zur Stabilisierung des Landes beizutragen. Ein erstes Projekt wird aller Voraussicht nach gemeinsam mit dem UNHCR realisiert, um ein Flüchtlingscamp mit sauberer Energie zu versorgen.

Die multifunktionalen Solarcontainer bieten eine Fülle an Anknüpfungsmöglichkeiten für lokale Geschäftsmodelle. Aber selbst, wo die Voraussetzungen nicht reichen, engagiert sich das Unternehmen. So arbeitet Africa GreenTec gemeinsam mit Polarstern an der Verbreitung von einfachen, kostengünstigen Biogasanlagen, die es Haushalten ermöglicht, ohne Feuerholz zu kochen. So profitieren auch Familien, die nicht den Luxus haben, sich ein elektrisches Geräte leisten zu können.

 

Bild: Africa GreenTec

 

«Wir befähigen Menschen durch nachhaltige Energielösungen zu mehr Selbstbestimmung und Wachstum.»  Torsten Schreiber, Gründer und CEO Africa Greentec

Wir bei GOOD beobachten immer wieder, dass es eine große Vielfalt an Social Entrepreneurship-Projekten gibt, die für die Finanzierung über Stiftungen zu unternehmerisch sind, sich aber für “normale” Investoren nicht rechnen, entweder weil das Risiko zu hoch oder die erwartete Rendite zu niedrig ist. Nur selten trifft man Menschen wie Werner Armingeon, ein pensionierter schwäbischer Unternehmer, der uns erklärte, dass ein echtes Impact Investment für ihn erfolgreich ist, wenn die Wirkung höher ist als wenn er das Geld direkt einer sozialen Organisation vor Ort gespendet hätte. Unser Ziel ist, genau diese Lücke an der Schnittstelle zwischen Spenden und Investieren zu schließen und uns dort zu engagieren, wo andere es aufgrund ihrer jeweiligen Restriktionen es nicht schaffen, vielversprechende Social Entrepreneurship-Projekte zu finanzieren.

Das Schöne ist, dass es heute immer mehr Sozialunternehmern gelingt, auch unter schwierigen Bedingungen einen Track Record aufzubauen, der die Möglichkeiten für weitere Finanzierungen im Zeitverlauf sukzessive erweitert, sei es durch ein Crowdinvestment wie aktuell bei Africa GreenTec oder auch über eine Kooperation mit Entwicklungsagenturen oder den philanthropisch inspirierten Investment-Programmen von Non-Profit Organisationen etwa aus dem angelsächsischen Bereich, wo Organisationen wie der Acumen Fund oder das Omidyar Network flexiblere Strukturen für soziale Investments vorfinden.

 

Bild: Patrick Reimers / Africa GreenTec

 

Zwar arbeiten wir als eine gemeinwohl orientierte Organisation ohnehin mit CO2 neutralen Datenzentren. Dennoch ist unser Plan, uns sukzessive immer stärker an in Projekten zu investieren, die CO2 einsparen, dies aber vor allem mit einem sozialen Impact verbinden. Die Finanzierung von Windparks auf der Nordsee oder von Solarparks auf grünen Ackerflächen ist nicht unser Ding.

Auch möchten wir unsere Nutzer inspirieren, vielleicht hier und da selbst aktiv zu werden und sich selbst an Projekten zu beteiligen, deren Impact sie begeistert. Plattformen wie Bettervest bieten regelmäßig “high-impact” Beteiligungsmöglichkeiten an. Auch wenn, wie eingangs erwähnt, das Volumen noch klein ist, haben wir erste Akzente gesetzt und uns neben Africa GreenTec an verschiedenen Projekten finanziell beteiligt, an

  • Mikro Solarkiosks in Ruanda beteiligt, die Internet-Dienstleistungen in den ländlichen Raum bringen,
  • der Photovoltaikanlage eines vielfach preisgekrönten Sozialunternehmens in Nairobi (Sanergy) sowie an
  • schwimmenden Solaranlagen für die Malediven, die im ersten Schritt einen rein ökologischen Effekt haben (Ersatz von Diesel und insbesondere den Transport von Diesel zwischen den Inseln mit ihren sensiblen Korallenriffen); wir hoffen, dass die Technologie künftig nicht nur für Ferien-Ressorts, sondern auch schwächeren Zielgruppen verfügbar gemacht wird.

Last not least, mit Mango Solar, das über eine Cloud basierte App ein Franchise System aufbaut, um kleine Solaranlagen in Gebiete in Afrika zu bringen, die auch durch ein lokales Mini-Grid nicht erreicht werden können, haben wir ein Startup unterstützt, dessen Geschäftsmodell das von Africa GreenTec flankiert.

Wer sich für die Crowdinvestment-Kampagne von Africa GreenTec interessiert. Informationen findet ihr hier: https://africagreentec.investments

Dieser Bog wurde am 14. September 2020 veröffentlicht und im April 2021 unter anderem mit den Informationen zu Africa GreenTec Engagement in Tschad aktualisiert.

 

Ihr kennt weitere Projekte im Solar- und Energiebereich, das durch einen enormen sozialen Impact begeistert. Schreibt uns!
Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org