Unternehmen sind sensibel für Kundenfeedback – Interview mit Jennifer Timrott

^{©Küste gegen Plastik e.V.}

Jennifer Timrott ist Umweltaktivistin der besonderen Art. Sie aktiviert Verbraucher:innen für den Kampf gegen unnütze Plastik- oder Einwegverpackungen – smart per App.

Mit der ReplaceEinweg App können Verbraucherinnen und Verbraucher direkt im Supermarkt (oder zuhause) Verpackungen mit dem Barcode scannen, um damit eine Botschaft zu senden: „Ich wünsche mir eine Mehrweglösung!“ Die ReplaceEinweg App baut auf der erfolgreichen ReplacePlastic App auf, mit der Kund:innen auf unnötige Plastikverpackungen hinweisen können. Dies überaus erfolgreich: Mehr als 2 Millionen Produktscans wurden bereits gemacht. Der Verein Küste gegen Plastik bündelt das Feedback und gibt es den Herstellern weiter, als konstruktive Kritik. Wir haben Jennifer, die Macherin hinter dem Projekt, zu ihrer Arbeit und den Hintergründen interviewt.

Welches Problem löst ihr mit der Replace Einweg App? Warum braucht es dafür genau eure Lösung?

Viele Menschen wünschen sich bereits nachhaltige Verpackungslösungen. Dieser Wunsch nach dem Ende von Einwegplastik und der Bedarf an Mehrweglösungen, die für alle Menschen gut verfügbar und zu nutzen sind, muss stärker an die herstellenden Unternehmen herangetragen werden. Mit der Replace Einweg App scannen Menschen den Barcode von Produkten in Einwegverpackungen, um den Unternehmen mitzuteilen: Ich wünsche mir dafür eine Mehrweglösung.

Was hast du gemacht, bevor du das aktuelle Projekt/Unternehmen gestartet hast?

Ich war Krankenschwester und Digitalkonzeptionerin in einer Werbeagentur.

Was oder wer hat dich dazu bewegt, Sozialunternehmer:in zu werden?

Der Plastikmüll an unseren Küsten.

Welche eurer Erfolge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?

Unternehmen sind sensibel für Kundenfeedback und gemeinsam bewirken wir was! Unsere erste App ReplacePlastic wird stark genutzt und es sind über 2 Millionen Produktscans eingegangen, für die wir Unternehmen die Veränderungswünsche übergeben haben und es haben Unternehmen mit Umstellungen ihrer Verpackungen reagiert.

Gab es Momente, die besonders herausfordernd waren und was habt ihr daraus gelernt?

Manchmal würden wir uns wünschen, Veränderungen viel schneller anstoßen zu können. Wir haben viel gelernt über die wechselseitigen Äbhängigkeiten zwischen Wirtschaftsunternehmen, Kunden und der Politik. Es ist das Bohren dicker Bretter.

Wohin soll die Reise in Zukunft gehen und was sind die nächsten großen Ziele?

Wir kämpfen weiter für die Verminderung von Einwegplastikproduktion und legen den Schwerpunkt noch deutlicher auf Mehrweg als Lösung, um den Ausweichbewegungen auf andere Einwegmaterialien entschieden entgegenzutreten.

Was hättest du gerne gewusst, bevor ihr euer Projekt/Unternehmen gestartet habt? Welchen Rat würdest du anderen mit auf den Weg geben?

Dass die Arbeit an unseren Datenbanken nie aufhört und kontinuierlich täglichen Einsatz braucht. Mein Rat: nicht gleich Wunder erwarten. Immer Mal wieder zurückschauen und würdigen, wie weit man schon gekommen ist, auch wenn die großen Ziele noch in weiter Ferne zu liegen scheinen.

Welchen Podcast hörst du regelmäßig? Welches Buch ist für dich persönlich ein absolutes Must-read?

Corporate Therapy und Wohlstand für alle höre ich öfter. Buch: Geflochtenes Süßgras von Robin Wall Kimmerer.

Was sind deine Tipps für den Alltag, um Gutes zu tun? Und wo fällt es dir vielleicht eher schwer, nachhaltig zu leben?

Ich finde es wichtig, Welt zu teilen und zum Beispiel im Garten etwas Wildnis zuzulassen, damit auch andere Lebewesen sich darin zuhause fühlen können. Nachhaltig leben finde ich zum Beispiel beim Einkauf sehr schwer, weil ich gern viel mehr Sachen in Mehrwegverpackungen kaufen würde, die oft gar nicht angeboten werden. Darum ist es mir auch wichtig, mit unseren Apps ausdrücken zu können: Ich wünsche mir dafür eine andere Lösung.

Welche Organisation bzw. welches Start-up beeindruckt dich besonders und ist für dich ein wahres Vorbild?

Ich finde Organisationen wichtig, die sich für mehr Bürgerbeteiligung stark machen, also z.B. Mehr Demokratie e.V. Ich glaube, dass wir für nachhaltige Veränderungen unseres Lebens, Arbeitens und Wirtschaftens alle mitreden müssen, damit ein Wandel auch gelingen kann.

Ergänze diesen Satz: Die Welt braucht mehr…

… Zuwendung.

Mehr zu Replace Einweg erfahrt ihr auf unserer Projektseite: