Uni-Startup aus Neu-Ulm versorgt Afrika mit sauberer Energie

Manuel von mango solar im Gespräch. Bild: mango solar

Zwei Jahre Entwicklung, Marktanalyse und Prototyping liegen hinter dem Team von mango solar. Jetzt gründen die drei ehemaligen Studenten der HNU ein eigenes Startup, um entlegene Haushalte in Afrika mit Energie zu versorgen. Intelligent gesteuert über eine Cloud Plattform und zu Kosten, die nicht höher liegen als der weit verbreitete Betrieb gesundheitsschädlicher Kerosinlampen.

Vielleicht ist es ein gutes Omen, die eigene Firma nach einer Obstsorte zu benennen. Apple hat es ja auch so gemacht. Und in der Tat: mango solar verkauft weder sonnengereifte Mangos noch solare Trocknungsanlagen für tropische Früchte. Das Neu-Ulmer Startup ist durch und durch digital orientiert und hat Großes vor. Es möchte die ländlichen Gebiete insbesondere in Afrika südlich der Sahara mit sauberer Energie versorgen. Dabei ist der Ersatz der vielen Kerosinlampen und Dieselgeneratoren nur ein Aspekt. Das Startup hat eine cloud-basierte App und Plattform entwickelt, über die Abrechnung der Energie gesteuert wird. Bezahlt wird über das Mobiltelefon, das als Zahlungsmittel selbst in den  entlegensten Dörfern genutzt wird. Zudem werden weitere Prozess rund um die Versorgung der letzten Meile digitalisiert. Angefangen vom Verkauf, über Monitoring und bis hin zu Wartungsservice, so dass Distributoren skalieren und schneller mehr Menschen erreichen können.

mango Combo und Lampe. Bild: mango solar

 

Das Kernprodukt von mango solar sind akkubetriebene Lampen, die über eine Solarzelle geladen werden. Diese werden in Sets verkauft, etwa 2 Lampen plus eine Taschenlampe mit integrierter Powerbank (die „mango Combo“). Auf Wunsch kommt ein Radio mit Bluetooth Anschluss oder ein Smartphone dazu, das als „unkaputtbar“ gilt. Denn während einfache Mobiltelefone weit verbreitet sind und selbst dort, wo es kaum Möglichkeiten, sie zu laden, genutzt werden, sind Smartphones mit Internetzugang in vielen Teilen Afrikas immer noch rar. Trotz der hohen Mobilfunkdichte bleiben so die Vorteile der Digitalisierung den allermeisten Menschen vorbehalten. Aus diesem Grund arbeitet das Team von mango solar daran, das ursprünglich nur für Distributoren gedachte Smartphone auch Endkunden anzubieten.

«Es ist paradox. Es gibt in vielen entlegenen Regionen Mobilfunkabdeckung, aber oftmals keinen Strom, um die Geräte laden zu können»  Rebecca Bregant, mango solar

mango solar ist stolz, dass sie deutsche Ingenieurskunst mit lokaler Produktion in Kenya verknüpfen.

Drei Kriterien zeichnen die Produkte aus:

  • Langlebig: Robuste Konstruktion. Resistent gegen Wasser und Staub. 10 Jahre erwartete Lebensdauer
  • Nachhaltig: Verantwortungsvolle Beschaffung. Lokale Produktion. Reparatur- & wiederverwertbar. Kreislaufwirtschaft.
  • Erschwinglich: Pay-As-You-Go-Finanzierung. Flexibel

Das Team hat seine ersten Vertriebsmitarbeiter in Kenia. Das Unternehmen möchte aber den Vertrieb in die einzelnen Dörfer nicht selbst machen, sondern sich auf die Kernkompetenzen Produkt- und Softwareentwicklung fokussieren. Vielmehr werden Distributionspartner gesucht, die über die entsprechende Reichweite verfügen, etwa Organisationen, die entlegene Dörfer mit Mini-Grid Stromnetzen ausstatten, aber die umliegenden Gebiete nicht abdecken können. Letztlich könnte das ganze auf ein Social Franchise Modell hinauslaufen, bei dem Distributoren – ausgestattet mit der Cloud-basierten App und Plattform, über die sie alle Daten und Umsätze der Kunden messen – den Vertrieb in die sogenannte „letzte Meile“ übernehmen.

Produktpräsentation vor Ort. Bild: mango solar

 

mango solar ist bei weitem nicht der einzige Anbieter für Solarlampen oder für autonome Energiesysteme in Afrika. Unternehmen wie Little Sun, d.light oder WakaWaka vermarkten ebenfalls Solarlampen, haben einen hohen ethischen Anspruch und nutzen hochwertige Technologien. Auch gibt es Firmen wie Mobisol oder – noch stärker in „frontier markets“ engagiert – Africa GreenTec, die Dörfer mit Solarenergie versorgen und dabei ihre Anlagen ebenfalls digital steuern, so dass die Kunden die Geräte ebenfalls mieten bzw. leasen können statt sie zu kaufen (was sich die meisten nicht leisten könnten). Andere Akteure wiederum wie die Solarkiosk GmbH setzen auf einzelne Anlaufstellen in entlegenen Regionen, die zwar nicht das ganze Dorf mit Strom versorgen können, aber beispielsweise Ladestationen für Mobiltelefone betreiben oder Kühlketten für Medikamente sicherstellen können.

In dieser bunten Marktumgebung scheint mango solar eine relevante Lücke gefunden zu haben. Die Produkte sind so einfach und klein dimensioniert, dass sie auch Menschen am untersten Ende der Einkommenspyramide erreichen können. So ist der Betrieb von leistungsstarken Solarlampen günstiger als die Kosten für Kerosinlampen, abgesehen davon dass sie 40-mal heller leuchten und das Licht individuell eingestellt werden kann. Vor allem aber hat mango solar einen Weg gefunden, wie die „letzte Meile“ überwunden werden kann. Ihre Cloud-Technologie bietet die Basis für den Aufbau eines weiten Netzwerks unabhängiger Distributoren, die regionale Märkte bedienen und die Kundenumsätze, die Geldzahlungen und Wartungsbedarfe digital kontrollieren.

«1,2 Milliarden Menschen auf der Welt haben keinen Zugang zu Elektrizität. Die meisten von ihnen leben in ländlichen Gebieten in Subsahara-Afrika. Sie nutzen schmutzige fossile Energiequellen wie Kerosinlampen und Dieselgeneratoren, was die Lebensqualität erheblich beeinträchtigt.»  Rebecca Bregant, mango solar

Das Gründerteam von mango solar lernte sich beim gemeinsamen Master-Studium an der Hochschule Neu-Ulm kennen. Nach über 2 Jahren Marktanalyse, Organisationsaufbau und Produktentwicklung wird mango solar nun im August 2020 als eigenständige Firma ausgegründet. Nach dem ersten Zielmarkt Kenia plant das Start-Up die Expansion in weitere Länder in Ost- und Westafrika, abhängig von den jeweiligen Vertriebspartnern. Erste Sondierungsgespräche werden aktuell in Simbabwe, Südafrika, Nigeria und Mali geführt.

Das Startup ist Gewinner der Gexsi Impact Challenge #2, die wir gemeinsam mit dem Team der SensAbility – Impact Summit im Juli 2020 realisiert haben. Neben dem Preisgeld von 2.000€ wird das Projekt zudem auf Gexsi aktuell vorgestellt.

Im Vorfeld der Gründung: Exkursion zur Marktforschung

 

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Dr. Andreas Renner, Co-Founder Gexsi: andreas@good-search.org