So versorgt die Solarbakery entlegene Orte mit frischem Brot
Es begann mit einer Bäckerei, die in einem Container verpackt nach Kinshasa verschifft wurde. Jetzt wird die Idee einer mobilen, energieautarken Bäckerei weltweit repliziert. Als Social Business, finanziert über eine Crowdinvestment-Kampagne.
Wir hatten vor zwei Jahren über GOOD, die Suchmaschine für eine bessere Welt, einen noch jungen, kleinen Verein aus München unterstützt, den Ya Bana Global Care e.V. Es ging um ein Schulprojekt in der Demokratischen Republik Kongo, das sich über ein angedocktes Social Business selbst finanzieren sollte. Nun hat sich der Initiator des Projekts mit einem erfahrenen „Serial Social Entrepreneur“ zusammengeschlossen. Was aus dieser Kombination gerade entsteht, erfahrt ihr hier.
Eine Bäckerei als Social Business, das eine Schule finanziert
Unser Engagement für Ya Bana Global Care entstand eher zufällig. Simon Zimmermann, der Gründer und Vereinsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins, hatte Kontakt mit uns aufgenommen. Der Ansatz des Vereins überzeugte uns. Er möchte sich im Kern selbst unnötig machen. Soll heißen: Der Verein unterstützt Projekte und Initiativen, die nach der Startphase finanziell unabhängig arbeiten.
Konkret ging es um den Bau und den Betrieb einer gebührenfreien Grundschule im Kongo, dem Centre Ya Bana. Diese soll Kindern aus armen Verhältnissen den Zugang zur Schule ermöglichen. Denn nahezu alle Schulen im Kongo erheben Schulgebühren, die viele sich nicht leisten können.
Wie aber finanziert man eine Schule ohne Schulgeld und ohne staatliche Unterstützung? Die von Yabana gewählte Lösung: eine eigene Schulbäckerei, die über die Erlöse durch den Verkauf des Brotes die Schule mitfinanziert.
«Über die Bäckerei im Schiffscontainer haben wir bereits mehr als drei Millionen Brote verkauft und damit die laufenden Kosten der neu gegründeten Schule in Kinshasa gedeckt» Simon Zimmermann, Ya Bana Global Care e.V.
Gesagt, getan: Der Verein hat in einen klassischen Schiffscontainer eine komplette Bäckerei installiert und diese nach Kinshasa verschifft. Dort ist sie erfolgreich in Betrieb und hat bereits im ersten Jahr gut 100.000€ an Umsatz erzielt. Der Vertrieb erfolgt dezentral. Aktuell holen 112 Mitarbeiter:innen morgens die Brote – überwiegend Baguettes – ab und verkaufen sie auf dem Markt oder über mobile Stände. Die Bäckerei ist voll ausgelastet und produziert etwa 4,000 Brote am Tag – mehr als 3 Millionen Stück seit dem Start.
Die Schule konnte dieses Jahr eröffnet werden. Das Konzept ging auf. Die Erlöse der Bäckerei finanzieren die laufenden Kosten der Schule, so dass ein gebührenfreier Zugang gesichert ist. Alles in allem: ein toller Erfolg.
Die Idee einer energieautarken Plug-and-Play Bäckerei im Container
Aber die Geschichte endet nicht hier. Denn Simon von Yabana hatte Torsten Schreiber, den Gründer der Firma Africa GreenTec kennengelernt. Torstens Startup baut und betreibt sogenannte “Solartainer”. Hierbei handelt es sich um Schiffscontainer, die ausgebaut und mit einer ausklappbaren kompletten Solaranlage ausgestattet werden. Diese produziert nicht nur Strom, sondern stellt – je nach Bedarf – auch Internetverbindungen, Kühlaggregate oder weitere Anwendungen bereit. Und dies in Ländern mit extrem schwacher Infrastruktur wie Tschad, Mali, Niger oder Madagaskar.
Aus dieser Begegnung zweier erfahrener Gründer ist die Idee der SOLARBAKERY, der Solarbäckerei, geboren: die erste mobile, dank der integrierten Photovoltaik nun auch energieautarke Bäckerei, die überall in der Welt einsatzbereit ist. Das Solarbakery Team wurde vervollständigt durch Daniel Petruccelli als ehemaligen Investmentbanker, der seiner Leidenschaft folgte, eine Bäckerausbildung absolvierte und das Unternehmen fachkundig begleitet.
Die Solarbakery wurde für den energieautarken Einsatz nochmals in vielerlei Hinsicht neu durchdacht. So ist die Bäckerei so konzipiert, dass Backwaren tagsüber mit direkter Sonneneinstrahlung angebacken werden. Damit am frühen Morgen frisches Brot aus dem Ofen kommt, werden die Backwaren nachts dann fertiggebacken. Dadurch können teure Batteriespeicher auf ein Minimum reduziert werden. Dies ist nur ein Beispiel für zahlreiche Prozesse, die extra für den energieautarken Einsatz der Solarbakery entwickelt wurden.
Roll-out über eine Crowdinvestment-Kampagne
Die Wachstumspläne der Solarbakery sind ambitioniert. Auf die aktuelle Seed Finanzierungsrunde sollen weitere folgen. Denn die Kosten, eine eigene Bäckerei zu eröffnen, sind für viele Menschen in den Zielregionen zu hoch. Eine voll ausgestattet Solarbäckerei kostet, so Simon Zimmermann, durchaus einen kleineren sechsstelligen Betrag. Auch wenn sich der Betrieb an den meisten Standorten nach 2-3 Jahren amortisieren dürfte. Das Anfangsinvestment bleibt hoch. Daher möchte die Solarbakery sowohl eigene Bäckereien betreiben als auch – auf mittlere Sicht das wachstumsstärkste Segment – ein Franchise System aufbauen, über das Solarbakery Entrepreneure mit überschaubaren Anfangskosten ihre Bäckerei aufbauen können – und dies überall in der Welt.
«Unser Ziel ist ein weltweites Netz an nachhaltigen Bäckereibetrieben, welches Wertschöpfung, Jobs und Perspektiven in die Regionen der Welt bringt, in denen sie am dringendsten gebraucht werden.» Simon Zimmermann, Co-Founder Solarbakery
Das Gründer-Team hat jetzt eine Crowdinvestment-Kampagne gestartet, das eine Beteiligung bereits ab 100€ ermöglicht, maximal 25.000€ pro Investor. Genutzt wird die deutsch-österreichische Plattform Conda, auf der auch Tip Me, ebenfalls ein von GOOD unterstütztes Projekt aktuell gefeatured wird. Das besondere an Conda: Die Plattform bietet als Finanzierungsform unter anderem Nachrangdarlehen an. Dies ist insbesondere für junge Startups eine attraktive Finanzierungsform – insbesondere wenn ein guter Teil der Kunden in abgelegenen Regionen Afrikas, Lateinamerikas oder Asiens sitzen. Denn dies dürfte die meisten Banken abschrecken.
Der Start der Kampagne letzte Woche verlieft schon mal beeindruckend. In den ersten 24 Stunden wurden bereits 100.000€ eingeworben, ein Drittel des gesuchten Kapitals.
So trägt die Solarbakery zu den 17 UN Nachhaltigkeitszielen bei
Dies sind die Impact Kategorien, die das Konzept so stark machen:
Kein Hunger
Produktionskapazität von bis zu 3.000 nährstoffreichen Broten pro Tag
Geschlechtergleichheit
Bis zu 100 Händlerinnen pro Bäckerei erhalten durch den Brotverkauf eine bessere Perspektive
Bezahlbare & Saubere Energie
Saubere, erneuerbare und erschwingliche Solarenegie
Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
Jede Solarbakery kreiert bis zu 120 Arbeitsplätze und stärkt die lokalen Wertschöpfungsketten
Maßnahmen zum Klimaschutz
Jede Solarbakery spart 19.710 kg CO2 pro Jahr ein, das sind 54 kg CO2 pro Tag
Fragen, Kritik, Anregungen? Schreibt uns!
Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org