Bäume pflanzen für den Klimaschutz – das sind deine Möglichkeiten

Baumspende, CO2 Kompensation, eigene Pflanzaktion oder Teilhabe an einem Genossenschaftswald? Die Möglichkeiten sich zu engagieren sind vielfältig. Wir geben Orientierung!

Das Team rund um den Zürcher Wissenschaftler Thomas Crowther hat ausgerechnet, dass weltweit eine Fläche von etwa der Größe der USA aufgeforstet werden könnte und dass damit zwei Drittel aller CO2 Emissionen, die die Menschheit seit der Industrialisierung emittiert hat, wieder zurückgeholt werden könnten. Denn beim Wachstum entziehen Bäume der Atmosphäre Kohlendioxid und speichern dieses in ihrer Biomasse, allen voran Holz.

Das Crowther Lab der ETH Zürich hat gemeinsam mit der Restor Foundation die open-source Datenplattform Restor ins Leben gerufen, auf der bereits tausende Renaturierungsprojekte weltweit erfasst wurden, um den Fortschritt zu tracken. Dabei wird die Analyse von Veränderungen der Erdoberfläche per Google Earth Engine erlaubt.

Egal, wie wir die Zahlen bewerten. Fest steht: Bäume sind Multitalente, die nicht nur CO2 der Luft entziehen, sondern – als Ökosystem Wald – viele Funktionen übernehmen wie Artenschutz, Speicherung von Wasser, Kühlung der Umgebung oder Erosionsschutz. Sich für Bäume und Wälder zu engagieren, ist also grundsätzlich nicht verkehrt.

Selber pflanzen oder spenden?

Ein eigenes Pflanzprojekt zu starten, ist sicherlich die Kür. Initiativen wie der gemeinnützige Verein Citizens Forests in Norddeutschland geben Hilfestellung, wenn es darum geht, vor Ort im Dorf oder in der Stadt ungenutzte Flächen aufzuforsten. Auf der Webseite Die baumpflanzende Gesellschaft listet Citizens Forests zudem viele lokale “Tiny Forest” Initiativen auf, die zum Mitmachen einladen.

Auch gibt es zahlreiche Möglichkeiten, sich als Kind oder Jugendliche:r zu engagieren: Mit am bekanntesten dürfte Plant for the Planet sein. Die 2007 von Felix Finkbeiner als Schüler gegründete Initiative hatte sich zunächst vor allem an (Mit-)Schüler:innen gerichtet, um überall auf der Welt lokale Baumpflanzprojekte zu initiieren. Heute bieten die Plant for the Planet Akademien Trainings an, um eigene Pflanzprojekte zu starten oder um als Multiplikator dem Thema Sichtbarkeit zu geben. Auch listet die Organisation zahlreiche Baumpflanzprojekte auf, in die gespendet werden kann. Kritisch sehen wir, dass die Organisation unter dem gleichen Namen groß angelegte eigene Aufforstungsprojekte gestartet hat, die von Unternehmen gesponsert werden. Das verwässert den Grassroot Gedanken und ist ein Reputationsrisiko, wie die negative Presse über das Aufforstungsprojekt in Yucatan in Mexiko gezeigt hat.

Wer für Bäume spenden möchte, findet inzwischen eine Flut an Angeboten. Nicht alle Anbieter halten wir für seriös. Wir empfehlen darauf zu achten, dass die jeweilige Organisation eine gemeinnützige Struktur hat oder anderweitig ethisch fundiert ist, etwa über eine Zertifizierung als B Corporation oder der Einhaltung der Kriterien der Initiative Transparente Zivilgesellschaft. Dies gilt etwa für die Schweizer Stiftung myclimate oder die Spendenplattform Treedom, obwohl beide eher im oberen Preissegment angesiedelt sind. So kostet ein Kakaostrauch bei Treedom fast 30€, während die meisten Initiativen eher zwischen einem und 5 Euro pro Baum berechnen.

Allerdings hat der Preis nur eine begrenzte Aussagekraft. Denn vielerorts kostet Aufforstung nichts – die Förster sprechen von natürlicher Verjüngung, wenn Bäume von allein nachwachsen. Hier geht es vor allem darum, die Voraussetzungen zu schaffen, dass der Natur freien Lauf gelassen wird. Oftmals sind die Voraussetzungen jedoch anspruchsvoller, etwa weil der Boden ausgelaugt ist oder gezielt seltene Baumarten gepflanzt werden, um die Artenvielfalt zu stärken oder lokalen Dorfgemeinschaften neue Einkommensmöglichkeiten zu verschaffen.

Auch in Deutschland brauchen Bäume Unterstützung

Es gibt übrigens viele gute lokale Initiativen, so etwa iplantatree in Sachsen-Anhalt oder Myreforest im südlichen Schwarzwald, den schweizer Verein Bergwaldprojekt, der an steilen Berghängen Schutzwälder in den deutschen und schweizer Alpen aufbaut oder den Verein Trinkwasserwald e.V., dessen Pflanzprojekte dem Schutz unseres Trinkwassers dienen. All diese Initiativen leisten wichtige Arbeit und bekämpfen nebenbei den Klimawandel.

Den Klimaschutzeffekt dürfen sich die Unterstützer:innen jedoch nur bedingt auf ihre eigene Fahne schreiben, zumindest nicht im. In Deutschland wird nämlich alles, was mit Wald oder sonstigen Landnutzungsänderungen wie etwa der Renaturierung von Mooren als Kohlenstoffsenke zu tun hat, zentral erfasst und der nationalen Klimaschutzbilanz angerechnet. Passender ist daher, von einem Klimaschutzbeitrag zu sprechen.

Schokolade für den Regenwald

Wenn Unternehmen damit werben, dass mit dem Kauf ihrer Produkte Baumpflanzprojekte unterstützt werden, kann das wirkungsvoll sein – oder auch Greenwashing. Ein Unternehmen, das es mit Impact ernst meint, ist Tony’s Chocolonely. Die eigentliche Mission des Unternehmens ist es, nicht Schokolade zu verkaufen, sondern es die Kakaolieferkette so zu verändern, dass der Genuss von Schokolade die Lebensbedingungen der Menschen vor Ort verbessert, anstatt sie auszubeuten.

Eine Verknüpfung von Schokolade essen und dem Schutz oder Aufforstung von Regenwaldgebieten im Herstellungsland gibt es auch bei der “guten Schokolade” von Plant for the Planet oder, hochpreisiger, der PeruPuro Schokolade aus dem Biodiversitätsschutzprojekt im peruanischen Urubambatal. Bei den größeren Unternehmen hat sich vor allem Rittersport einen Namen gemacht, stark in nachhaltige Kakao Lieferketten zu investieren. Als Familienunternehmen hat Rittersport hier mehr Handlungsfreiheiten als so mancher börsennotierter Konzern.

Angebote für Unternehmen

Es gibt einige sehr große Organisationen, die Baumpflanzprojekte mit Spenden von Unternehmen oder Programmen der Entwicklungszusammenarbeit finanzieren: OneTreePlanted, Reforestaction oder auch Eden Reforestation zählen hierzu. Projekte, die zerstörte Wälder wieder naturnah aufforsten, können heute vielfach über ein Sponsoring durch Unternehmen finanziert werden, über den sogenannten “Voluntary Carbon Market”. Das über die GOOD family Gruppe mit uns verbundene Impact Startup  goodcarbon hilft, die Spreu vom Weizen zu trennen. Denn bei weitem nicht alle angebotenen CO2 Projekte halten das, was sie versprechen. Fakt ist aber auch: Wenn die über eine Milliarde Euro, die im freiwilligen CO2 Markt jährlich umgesetzt wird, in naturnahe Aufforstungsprojekte fließen würden, könnten enorme Flächen regeneriert werden und die Lebensbedingungen insbesondere für Millionen von Menschen im globalen Süden nachhaltig verbessert werden.

Bäume wachsen auch im Wasser

Die Wiederherstellung von Mangrovenwäldern hat einen enormen positiven CO2 Effekt. Denn Pflanzenreste, die im Wasser absinken, werden sauerstofffrei konserviert, wohingegen sie beim Verrotten an Land die Klimagase CO2 oder, schlimmer noch, Methan ausstoßen. In diesem Bereich sind viele Non-Profits aktiv, wie beispielsweise Faircarbon oder die Sustainable Ocean Alliance. Letztere begleitet Jugendliche dabei, Ozean-schützende Geschäftsmodelle zu entwickeln. Allein schon das Thema Mangroven ist facettenreich, denn egal ob Küstenschutz oder die Regenerierung von Fischlaichplätzen: ihr Beitrag für Mensch und Umwelt ist enorm. Die Plattform Sea Ranger Service bietet jungen Menschen Möglichkeiten, sich für einen besseren Schutz maritimer Ökosysteme einzusetzen, etwa über Seegras-Pflanzprojekte.

Korallenriffe “aufforsten”

Unglaublich wertvoll für die maritime Tierwelt, wenn auch kein nennenswerter CO2 Speicher ist die Wiederaufbau von Korallenriffen. Einer, der einfach losgelegt hat, ist Titouan Bernicot. Mit nur 16 Jahren gründete er auf seiner Heimatinsel Moorea im Süd-Pazifik Coral Gardeners und baute parallel ein professionelles Netzwerk auf. Heute betreibt die Organisation an vielen Orten weltweit Korallenaufzuchtstationen und dokumentiert ihre Arbeit stark medial. Auch hier gilt: Spenden und Sponsoren willkommen.

Sich an einem eigenen Wald beteiligen, als Gemeinschaftsprojekt

Es gibt in Deutschland Waldgenossenschaften, die 300 Jahre alt sind. Allerdings sind das meist geschlossene Gruppen, an denen man sich nicht einfach beteiligen kann. Einen sehr wirkungsvollen, klugen Weg geht die Hamburger Genossenschaft The Generation Forest. Hier kann man sich mit einem Betrag ab 29€/Monat – bei Ratenzahlung – an Wäldern beteiligen, die über das Genossenschaftskapital aktuell in Panama naturnah wieder aufgeforstet werden – mit einem Forstkonzept, das einen späteren Kahlschlag ausschließt und über eine selektiven Verkauf einzelner Hölzer ein nachhaltiges Geschäftsmodell schafft, das den Mitgliedern der Genossenschaft wie auch den Menschen vor Ort gleichermaßen dient.

Möglichkeiten sich zu engagieren gibt es viele. Wir hoffen, ihr findet die beste Option für euch!

MEHR ZUM PROJEKT

Citizens Forests

Wir haben im März 2024 den Verein Citizens Forests unterstützt.

In eigener Sache: Der Autor dieses Beitrags ist tief in der Materie verwurzelt und kennt den Sektor von innen wie von außen. Andreas Renner ist – neben seiner Funktion als Mitgründer von GOOD – bei goodcarbon engagiert, war Gründungsvorstand der The Generation Forest Genossenschaft und hatte bereits 2010 ein eigenes Aufforstungsprojekt auf Madagaskar gestartet.

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Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org