Neun außergewöhnliche Startup-Ideen von Enactus Studierenden, die uns um die Welt führen.
Entrepreneurial Action für eine bessere Welt! Über das weltweite Enactus Netzwerk entwickeln Studierende an ihren Unis unternehmerische Lösungen, die die Welt positiv verändern. Hier zeigen wir unsere Favoriten!
Enactus steht für Entrepreneurial Action für eine Welt, in der es allen besser geht. Gruppen von Studierenden entwickeln Geschäftsideen, die positiven Wandeln anstoßen. Die besten Teams nehmen an nationalen Wettbewerben teil, den National Cups, deren Gewinner sich einmal jährlich zu einem World Cup treffen.
Neun Enactus Teams haben wir über GOOD bereits unterstützt. Hier zeigen wir alle! Sie führen uns durch eine Reise von zuhause hinaus in die weite Welt.
Pfandgeben App
Pfandgeben App – Gutes tun direkt vor der eigenen Haustüre
Das Sammeln von Pfandflaschen z.B. bei Glascontainern ist eine Einkommensquelle für Menschen, die auf der Straße leben. Studierende der Leibniz Universität Hannover haben herausgefunden, dass 80% der von ihnen befragten Pfandflaschen-Sammler:innen über ein Smartphone verfügten. Dies gab Anstoß zur Gründer der Pfandgeben App. Diese ermöglicht es Menschen, einfach und unkompliziert Pfandflaschen für einen guten Zweck zu spenden. Diese werden – koordiniert über die App – von den Flaschensammler:innen zuhause abgeholt. Eine Win-Win Situation für beide Seiten. Das Projekt ist inzwischen aus dem universitären Kontext herausgewachsen und ist ein Projekt der Sozialheld:innen.
Socialbnb
Socialbnb – Reisen mit echtem sozialen Impact
Nicht nur zuhause, auch für unterwegs gibt es innovative Ansätze, die ein Engagement leicht machen. Die Gründer:innen von Socialbnb haben eine Online Plattform gegründet, über die – wie bei Airbnb – Übernachtungen gebucht werden können. Der alles entscheidende Unterschied: Die Übernachtung findet bei lokalen Non-Profit Organisationen statt. Dies ist doppelt gut: Denn die Organisationen können über die Vermietung freier Räumlichkeiten zusätzliche Einnahmen für ihre Arbeit generieren. Und die Reisenden bekommen Einblicke in die Arbeit von Organisationen, die sie sonst nicht kennenlernen würden. Gerade bei Reisen in fremde Länder bietet dies eine authentische Erfahrung und Einblicke in die jeweilige Kultur, die über ein Pauschalreise oder auch bei einem normalen Hostel eher selten möglich sind. Das als Projekt von Enactus Köln gestartete Pilot ist inzwischen ein eigenständiges Unternehmen mit einem fortlaufend wachsendem Angebot an Unterkünften.
Moufense
Moufense – Malariaschutz für alle in Togo
Studierenden aus Mannheim ist aufgefallen, dass Europäer beim Reisen in tropische Länder intensiv mit Malariaschutz auseinandersetzen. Aber wie sieht es aus bei den Einheimischen? Malariaschutz ist – von Malarianetzen abgesehen – weitestgehend unbekannt oder zu teuer. Den Studierenden ist aber aufgefallen, dass die Verwendung von Body Lotions äußerst beliebt ist, selbst wenn kaum Geld vorhanden ist. So ist die Idee von Moufense entstanden: eine Body-Lotion mit integriertem Insektenschutz. Das System soll als ein Social Franchise-System umgesetzt werden, bei dem die Produktion bis auf wenige Zutaten lokal erfolgt und der Vertrieb dezentral organisiert ist. Als Pilotland ist Togo vorgesehen, allerdings stockt das Projekt aktuell aufgrund administrativer Hürden.
Plastic 2 Paint
Plastic to Paint – Malariaschutz über die Wandfarbe in Nigeria
Einen absolut ungewöhnliches Produkt haben Studierende der Ahmadu Bello Universität in Nordnigerien entwickelt. Eine Wandfarbe, der ein aus Orangenschalen gewonnenes natürliches Insektenschutzmittel beigefügt wird. Auch wenn der Schutz nicht umfassend ist und die Tests bislang nur 6 Monate abdecken. Es ist ein positiver Zusatzeffekt, der nicht davon abhängig ist, dass man täglich aktiv an Malariaschutz denkt. Die Innovation geht noch weiter: Für den Herstellungsprozess werden Plastic-Sachets recycelt, in denen in weiten Teilen Westafrikas Trinkwasser abgefüllt und verkauft wird. So trägt das Startup zugleich für eine Kreislaufwirtschaft bei und verhindert, dass Plastik in den Flüssen und irgendwann im Meer endet.
Fish’N’Bricks
FishNBricks – Gebäude aus Ocean Plastic in Indonesien
Von Nigeria nach Indonesien: Dort gibt ca 6.000 bewohnte Inseln, die sukzessive nachhaltige Stoffkreisläufe anstreben. Aber geht das? Selbst wenn es gelänge, Plastikmüll auf null herunterzufahren, würde immer noch Ocean Plastik an den Strand gespült. Studierende des KIT – Karlsruher Instituts für Technologie haben nach einer Lösung hierfür gesucht und FishNBricks gegründet. Die Idee: Selbst minderwertige Plastikabfälle wie angeschwemmter Plastikmüll oder Verbundstoffe lassen sich durch einfache Maschinen vor Ort in Ziegelsteine pressen, die im Bau verwendet werden können. Anwendungen sind vor allem der Bau von Wänden, Umkleidekabinen oder Bushaltestellen. Wohnhäuser sind nicht geplant, da Ausdünstungen nicht 100%-ig vermieden werden können.
glassic
glassic – Wasser in Pfandflaschen für Ko Kut
Einen besonders innovativen Ansatz zur Bekämpfung von Ocean Plastic verfolgt auch das gemeinnützige Startup glassic, das ein erstes Pilotprojekt auf der Insel Ko Kut in Thailand umsetzt. Die Studierenden der TU München haben erkannt, dass es nicht nur ökologisch unsinnig ist, in Plastikflaschen abgefülltes Trinkwasser über lange Strecken in entlegene Inseln zu bringen. Es ist auch ökonomisch nicht besonders sinnvoll. Die Lösung ist glasklar: Glassic etabliert ein Mehrweg-Pfandsystem für Wasser, das lokal abgefüllt und lokal verkauft wird. Das Sozialunternehmen möchte mit den Einnahmen Ocean Clean-ups und Sensibilisierungsmaßnahmen finanzieren, damit die Idee immer weitere Kreise trägt.
Seasoilution
Seasoilution – Aus Meerestang Biodünger für die Dominikanischer Republik herstellen
Ein weiteres Team von Enactus München entwickelt Lösungen für eine Plage, die auf dem Meer schwimmt: dem sogenannten “Sargassum-Teppich”, eine große Fläche von ca 20 Millionen Tonnen Meerestang, die auf dem Nordatlantik treibt. Immer wieder werden größere Mengen an Küsten geschwemmt, so etwa in der Karibik oder der Halbinsel Yucatan in Mexiko. Der Tang riecht nicht nur übel und macht Strände für Touristen unattraktiv. Beim Verrotten entsteht Methan, das als schädliches Klimagas in die Atmosphäre entweicht. Wird der Tang jedoch direkt verwertet, kann hieraus ein hochwirksamer Biodünger hergestellt werden – eine absolute Win-Win Situation. An dieser und ähnlichen Ideen arbeitet auch das MIT Startup SOS Carbon, mit dem das Team von Seasoilution teilweise zusammenarbeitet. Ihr Schwerpunkt liegt darauf, wie Sargassum eingesammelt werden kann noch bevor der Tang an die Küste schwemmt.
Save the grain
Save the grain – Ernteverluste minimieren und dadurch Einkommen sichern in Senegal
Fast ein Drittel der Ernte in Afrika geht verloren, weil sie nicht richtig gelagert werden kann. Studierende der Universität Köln wollen mit ihrem Startup Save the Grain Abhilfe schaffen. Ihr low-tech Solartrockner funktioniert ohne Strom und kann weitestgehend lokal hergestellt werden. Mit ihm können landwirtschaftliche Produkte wie Mais, Maniok oder auch Mangos getrocknet und anschließend in luftdichten Säcken sicher gelagert werden. So werden Ernteverluste reduziert und die Bauern können ihre Ernte dann verkaufen, wenn gute Preise erzielt werden. Dies erweitert den Handlungsspielraum der Bauern ernorm. Sie sind nicht länger gezwungen, ihre Ernte zu Schleuderpreisen an Zwischenhändler zu verkaufen, die ihre Situation ausnutzen.
Samaki Aquapond
Samaki Aquapond – Frischen Fisch aus dem Dorf in Ruanda
Studierende der Universität Aachen haben eine andere Lösung entwickelt, um die Ernährungssituation von Menschen im südlichen Afrika – konkret: in Ruanda – zu verbessern. Sie haben mit lokalen Gemeinden einfache Aquaponiksysteme entwickelt, welche die Ernährung abwechslungsreicher und gesünder machen. Dieses Projekt von Enactus Aachen e.V. ist abgeschlossen, ohne dass ein eigenes Spin-off Venture geplant ist. Denn die Technologie ist nicht neu, das Wissen öffentlich vorhanden, so dass die Idee überall lokal übernommen werden kann.
Facts & Figures
Erfolgreiche Ausgründungen als Impact Startups
Es ist faszinierend zu sehen, welche Schlagkraft die von uns vorgestellten und unterstützen Projekte haben. Denn statistisch sind ja immer nur sehr wenige Startups, die mit innovativen Ideen an den Start gehen, erfolgreich.
Hier unsere Auswertung der neun unterstützen Enactus Initiativen:
- Fünf der neun Projekte wurden tatsächlich als Unternehmen ausgegründet (Socialbnb, glassic, Save the Grain) oder stehen kurz davor (Plastic to Paint, FishNBricks)
- Zwei der neun Projekte stocken aktuell, so dass die weitere Entwicklung offen ist (Moufense, Seasoilution)
- Eines der neun Projekte wurde in eine bestehende gemeinnützige Initiative integriert (Pfandgeben App)
- Und eines der neun Projekte gibt es heute nicht mehr und wurde nach dem Pilot vor Ort nicht weiter verfolgt (Samaki Aquapond)
Überwiegend Fokus auf den globalen Süden, mit Ausnahmen
Bis auf eines der neun Projekte lösen alle Herausforderungen im globalen Süden, eines (Pfandgeben) hat den Fokus ausschließlich auf Deutschland und Socialbnb hat einen weltweiten Fokus. Afrika und Südostasien sind stärker vertreten als andere Regionen.
Circular Economy und Armutsbekämpfung als dominierende Themenfelder
Alle neuen Projekte zeigen Lösungen auf, wie mit Unternehmergeist Armut bekämpft werden kann.
Und nahezu alle der Projekte (mit Ausnahme von Moufense) leisten einen Beitrag für eine Kreislaufwirtschaft, d.h. für einen achtsamen Umgang mit natürlichen Ressourcen..
Insgesamt werden eine große Anzahl an Themenfeldern abgedeckt, so auch das Thema Meere (3), Gesundheit (3), Umgang mit Plastik (2), Ernährung (2) und, ungewöhnlich, gleich zwei Projekte, die sich mit Flaschenpfand Systemen befassen.