Heißer Sommer, kalte Drinks – diese 9 Getränke erfrischen nicht nur, sondern tun auch Gutes
Bei diesen hohen Temperaturen braucht es ab und zu mal eine gute Erfrischung. Diese Limos und Schorlen leisten zugleich einen Beitrag zu einer besseren Welt.
Wer den Markt für soziale Getränke verstehen will, kommt an Bionade nicht vorbei. Das 1994 patentierte Getränke aus Ostheim an der Rhön wurde Anfang der 2000er Jahre in Deutschland Kult. Das familiengeführte Startup galt als Gegenmodell zu den Getränke-Riesen, deren überzuckerten Limonaden den Markt überfluteten. Mit einem Augenzwinkern warb Bionade schließlich selbst mit dem Claim „Bionade: das offizielle Getränk für eine bessere Welt“. Mit der Übernahme durch Dr. Oetker und dem Wechsel des Managements verlor Bionade viele seiner ursprünglichen Fans. Die Branche gewann jedoch enorm an Vielfalt. Es folgten eine Vielzahl von Getränke-Startups, die sich bewusst als ökologische oder soziale Alternative zu den großen Konzernen positionieren. Einer der ebenfalls frühen Pioniere ist der 1998 gegründete Smoothie-Hersteller innocent. Auch dieses Unternehmen wurde inzwischen aufgekauft, vom Branchenriesen Coca Cola. Immerhin: Innocent scheint sich auch in der Konzernstruktur Freiheitsgrade gesichert zu haben und engagiert sich weiterhin für Initiativen für eine bessere Welt.
Die folgenden neun Getränkte Startups wurden von der GOOD Redaktion unabhängig ausgewählt. Eines der wichtigsten Kriterien für uns: die Authentizität der Gründer-Teams und die Ernsthaftigkeit, mit der sie ihre Vision einer besseren Welt verfolgen:
Lemonaid und ChariTea – Trinken und gleichzeitig Spenden
Das von Paul Bethke, Felix Langguth und Jakob Berndt im Winter 2008 gegründete Unternehmen Lemonaid ist de facto in die Lücke gesprungen, die Bionade hinterlassen hat, als der Kultstatus abflaute. Und dies sehr erfolgreich. Mit 5 Cent pro verkaufter Flasche Lemonaid oder ChariTea ist der Spendenbetrag überschaubar, aber die Masse macht’s. So kamen schon über 4 Millionen Euro für soziale Projekte zusammen. Das Produkt ist fair und bio, hat weniger Zucker als die meisten anderen Limonaden und das Hamburger Unternehmen ist trotz seines markanten Wachstumskurses unabhängig von großen Konzernen geblieben. Das Team hat sich inzwischen leicht verändert. Jakob Berndt hat Lemonaid inzwischen verlassen und widmet sich der von ihm mitbegründeten grünen Online-Bank Tomorrow. Denn eine Bank, so seine Überzeugung, könne noch mehr Menschen erreichen als eine Limonade.
Community Cola – die Cola mit sozialem Anspruch
Nach einigen Jahren in der Produktentwicklung von Lemonaid Beverages hat Jan van Schwamen Ende 2018 sein eigenes Erfrischungsgetränk auf den Markt gebracht. Das Besondere an der Community Cola aus Hamburg: Jede verkaufte Flasche unterstützt soziale und kulturelle Projekte in der Nachbarschaft, also dort, wo die Cola getrunken wird. Pro Kasten fließt 1€ in einen Fördertopf. Die Community stimmt ab und entscheidet, an welche sozialen Projekte vor Ort die Fördergelder fließen. So möchte van Schwamen und sein Team einen positiven Gesellschaftsbeitrag leisten und Menschen ermutigen, mit ihrem Engagement die Gemeinschaft zu prägen und zu gestalten. Dass der Zucker fairtrade-zertifiziert ist und der klassische Cola-Geschmack mit echtem Colanuss-Extrakt erreicht wird, versteht sich dabei von selbst.
Share – Teilen macht glücklich
Mineralwasser, Haferdrink, Bio Energy Drink, Fruit Infusion, Roiboos Tee – Schluck für Schluck zu einer besseren Welt, das verspricht das Share Gründerteam um Iris, Sebastian, Ben und Tobi. Das Prinzip ist so einfach wie gut: Share bietet eine soziale Alternative für Produkte, die man täglich braucht und jedes verkaufte share-Produkt spendet eine gleichwertige Hilfeleistung. Man teilt das so gekaufte Produkt direkt mit jemandem, der es zum Leben braucht. Der Kauf eines Getränks spendet also einem anderen Menschen automatisch lebensnotwendiges sauberes Trinkwasser. So werden beim Kauf von Lebensmitteln Mahlzeiten, bei Pflegeprodukten Hygieneleistungen und bei Schreibwaren Schulstunden gespendet.
Mieps! – Nachhaltige Bio-Schorlen aus Leipzig
Bei den drei Bio-Schorlen aus Leipzig, ist alles natürlich. Mieps steht für eine umweltschonende Landwirtschaft und Nachhaltigkeit – vom Anbau bis zur Verpackung. So stammen die Äpfel von Streuobstwiesen mit ihrem großem Artenreichtum. Alle Zutaten der Direktsäfte sind biologisch bzw. stammen aus besonders ökologischen Anbauweisen, auf Zucker und andere Aromen und Zusatzstoffe wird verzichtet. Mieps finanziert sich über seine Mitglieder. Sämtliche Gewinne fließen an lokale Initiativen. Das Kollektiv steht für ein faires, verantwortungsbewusstes und solidarisches Miteinander und wirtschaftet im Sinne des Gemeinwohls. Im besten Falle möchten sie Leute motivieren, ähnliche Ideen zu verwirklichen.
Das Geld hängt an den Bäumen – Soziale Projekte in Hamburg
Die Idee ist einfach: Das Geld hängt an den Bäumen erntet mit vergessenen Menschen vergessenes Obst und lässt daraus köstliche Säfte und Schorlen herstellen, die sie im Direktvertrieb in der Metropolregion Hamburg verkaufen. Mit den Erlösen finanzieren sie Arbeitsplätze auf dem 1. Arbeitsmarkt für diejenigen, die dort sonst aufgrund von Behinderungen, Krankheiten oder Einschränkungen wenig Chancen hätten. Ihr Fokus liegt auf dem Menschen und der Natur. Sie leben selbstverständlich Inklusion und suchen täglich neu nach Tätigkeiten, die der Natur zugute kommen und dem Menschen ein selbstbestimmtes Leben bieten. Naturschutz hat bei ihnen höchste Priorität – denn nur durch beständiges Agieren für die Natur können wir langfristig wesentliche Veränderungen bewirken.
Kolle Mate – Das faire Kollektiv aus Dresden
Das Kollektiv von Kolle Mate aus Dresden organisiert die Herstellung sowie den Vertrieb von Erfrischungsgetränken und Punsches. Darüber hinaus versuchen sie, möglichst aufrichtig und fair zu wirtschaften. Das bedeutet auch, dass das (Auf)richtige und Falsche bei ihnen immer wieder Thema ist und oft und gerne diskutiert wird. So befinden sie sich in jeglicher Hinsicht immer auf der Suche nach dem Richtigen im Falschen und nutzen dabei die Getränke als Medium für allerlei Gutes, Buntes und Sinnvolles. Dabei ist ihnen bewusst, dass der Konsum von Limonade nicht die Welt retten kann. Genau aus diesem Grund haben sie sich für eine Haltung entschieden, die über den eigenen Flaschenrand hinausgeht und sich als Teil des Ganzen versteht. Diese Haltung ist unverkäuflich, will verändern und stellt wohl die wichtigste Zutat für ihre Brausen dar.
Ostmost – Die Getränkemarke mit ökologischem Mehrwert
Die Basis aller Ostmost Getränke sind die handgeernteten alten Apfelsorten der naturbelassenen, ökozertifizierten Streuobstwiesen. Aus ihnen produzieren sie hochwertigen Cider, Saft und – in Verbindung mit Gemüse, Kräuter und Beerenobst von deutschen Bioäckern – Schorlen. Dafür verwenden sie ausschließlich regionaltypische Apfelsorten wie z.B. dem Minister von Hammerstein oder den Geflammter Kardinal.
MunterMate und Frohlunder – Das basisdemokratische Netzwerk
Ein Unternehmen ohne Büro, das als basisdemokratisches Netzwerk nicht nur besonders nachhaltige Getränke vertreibt, sondern auch eine besondere Firmenkultur mit Einheitslohn und frei wählbaren Arbeitszeiten pflegt. Das ist das Premium-Kollektiv. Am Anfang stand das Premium Kola aus Hamburg. Inzwischen gibt unter anderem eine Holunder-Limo (“Frohlunder”) und mit MunterMate eine aufputschende Limo, die die drei Freiburger Roman Marten, David Bregulla und Hagen Krohn in das Kollektiv eingebracht haben. Was uns überzeugt: Die hochwertige Erva-Mate wächst wild in den Wäldern Brasiliens. Die Ernte sichert lokalen Kleinbauern ein Einkommen und schafft damit einen Anreiz, die Wälder zu schützen.
Selo Green Coffee – Upcycling von Kaffeekirschen
Die ebenfalls koffeinhaltige und fair gehandelte Limo aus Berlin sollte ursprünglich die in der Kaffeeproduktion nicht benötigte Frucht um die Kaffeebohne herum verwerten. Gründerin Laura Zumbaum wurde dann mit ihrer überzeugenden Upcycling-Idee der Kaffeekirsche durch das komplizierte EU Lebensmittelrecht ausgebremst. Dieses erlaubt den Import von Kaffeebohnen, nicht aber ihrer Hülle, der Kaffeekirsche. Dies ergibt zwar keinen Sinn. Die Regelung ließ sich jedoch nicht auf die Schnelle anpassen. Die neue Kaffekirsch-freie Selo Green Coffee Limonade überzeugt dennoch, auch durch die durch und durch transparente Wertschöpfungskette, für die Selo einsteht.
Fun Fact über Lemonaid
Anfang 2019 wurde Lemonaid von der Hamburger Behörde für Verbraucherschutz abgemahnt. Lemonaid dürfe ab sofort nicht mehr öffentlich als Limonade bezeichnet werden, denn das verstoße gegen den ‘Leitsatz für Erfrischungsgetränke’ des Bundesministeriums für Agrar und Landwirtschaft. Der Grund? Lemonaid enthält zu wenig Zucker! Sechs Prozent Zucker seien zu wenig, denn der offizielle Mindestzuckergehalt für eine Limonade liegt bei sieben Prozent. Lemonaid-Fans reagierten mit Petitionen über diese absurde Regel. Lemonaid bat das Amt statt einem Namensverbot die abstrusen Limonadenleitsätze zu überdenken. „Natürliche Lebensmittel mit wenig Zucker sollten nicht bestraft werden sondern der Normalfall sein.“ Schließlich lenkte das Amt ohne einen Gerichtsprozess ein. Lemonaid darf seinen Namen behalten und stattdessen wurde versprochen, dass die Leitsätze für Lebensmittel hinsichtlich möglicher gesundheitsschädlicher Mindestgehalte überprüft werden würden.
Die hier vorgestellten Getränke gibt es fast alle in Bio- oder Supermärkten oder können online bezogen werden. Einige wenige wie Muntermate oder Frohlunder gibt es aktuell nur in ausgewählten Kneipen oder Cafés. Bei der Auswahl haben wir uns nach unserenGOOD Impact-Kriterien leiten lassen. Eine wichtige Rolle spielt dabei auch die Authentizität der Teams, die hinter den Getränke Startups stehen.
Zwei der allerwichtigsten Getränk haben wir ausgelassen: Leitungswasser wie auch Kaffee und Tee. Ihnen möchten wir eigene Magazin-Artikel widmen.
Dieser Artikel basiert auf dem Artikel „Gut trinken! – Diese 10 Getränke sind echte Umweltschützer oder unterstützen soziale Projekte“ vom 12. Mai 2020 und wurde noch mal durch die Redaktion aktualisiert.