So kannst du mit deinem Einkauf Plastikmüll in den Meeren reduzieren

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Der Anteil an Kunststoff, der recycelt wird, wächst. Für die Verfechter einer regenerativen Wirtschaft reicht das nicht. Eine Lösung: Die Herstellung von Produkten aus Plastikmüll, der zuvor an Flüssen oder Stränden eingesammelt wird. 

Eine Welt ohne Plastikmüll. Was heisst das?

Eine Plastikflasche, die recycelbar ist, muss nicht selbst recycelt worden sein. Es sind diese Nuancen, die einen großen Unterschied machen. Coca Cola etwa hat angekündigt, das alle ihre Produkte bis 2025 recyclebar sein werden. Für die Herstellung von Getränkeflaschen und -dosen ist die Zielmarke, dass 50% der Materialien recycelt sein sollen; und dies erst bis 2030. Laut einer Pressemeldung von Anfang Februar bringt Coca Cola jetzt die erste Kunstofflasche auf den US-amerikanischen Markt, die heute schon vollständig aus 100% recycleten rPET hergestellt wird. Ähnlich auch Evian, deren PET Flaschen zumindest in der Schweiz seit letztem Herbst ebenfalls aus 100% rPET hergestellt werden. Dass es auch schneller geht, hat das Berliner Startup Share gezeigt. Dies hatte bereits 2018 die erste vollständig recycelte (und natürlich auch recyclefähige) PET Flasche auf den Markt gebracht.

Aber löst eine Kreislaufwirtschaft das Plastikproblem? Leider nur halb. Denn eine PET-Flasche, die zuvor eine PET Flasche war und danach wieder eine wird, trägt nicht dazu bei, den Plastikmüll, der bereits irgendwo in der Welt herumliegt oder sich in den Ozeanen ansammelt wieder zu entfernen. Denn es handelt sich ja um einen geschlossenen Kreislauf.

Die Herausforderung liegt ähnlich wie beim Klimaschutz. Auch hier reicht es nicht, CO2-neutral zu produzieren. Um das Klima zu stabilisieren, muss zusätzlich CO2, das bereits in die Luft emittiert wurde, wieder der Atmosphäre entzogen werden. Dies kann beispielsweise Aufforstung leisten.

 

Der Weg zur regenerativen Wirtschaft

Vor diesem Hintergrund wird deutlich, was eine Reihe von Unternehmen so besonders macht, die gezielt Plastik verarbeiten, das über Clean-up Aktionen beispielsweise an Flüssen oder Stränden eingesammelt und anschließend zu Kunststoffgranulat verarbeitet wird. Es geht um Blaupausen für eine regenerative Wirtschaft, die einen Netto-Positiveffekt für die Umwelt und die Menschen hat.

Wildplastic

Das Hamburger Startup Wildplastic stellt Müllbeutel aus Plastikabfällen her, die das Unternehmen zusammen mit zertifizierten Organisationen und Sammler*innen aus der Umwelt oder an Flüssen einsammelt. Wildplastic sorgt zudem in Ländern ohne eigene Recyclingstrukturen dafür, dass diese Wertstoffe erst gar nicht in der Umwelt landen. So hilft jeder Müllbeutel, die Welt ein Stück weit aufzuräumen. Ein interessantes Detail: Die Sammelaktionen finden statt, bevor der Müll im Ozean landet. Einmal im Ozean, ist zumindest diese Recycling-Option vertan: Das Salzwasser greift die meisten Folienplastik-Sorten an. Sie lassen sich dann nicht mehr zu LPDE, so der Fachbegriff für die Müllbeutelfolie, aufbereiten.

Social Plastic – Henkel
Der Henkel-Gruppe als einer der führenden Hersteller von Konsumgütern kooperiert seit 2017 mit dem kanadischen Sozialunternehmen Plastic Bank. Dieses arbeitet mit 27.000 Plastiksammler*innen in Haiti, Indonesien, den Philippinen und seit 2020 auch in Ägypten, die am Strand angeschwemmten Plastikmüll einsammeln und zu Sammelstationen bringen. Dort wird der Plastikmüll gegen Geld, Waren oder Dienstleistungen wie freier Internetzugang oder auch Bildungsgutscheine eingetauscht. Plastic Bank vermarktet das daraus hergestellte Granulat als “Social Plastik”; denn neben der besonderen ökologischen Wirkung schafft es Arbeitsplätze in einkommensschwachen Regionen. Aufgrund dieses sozialen Mehrwerts kann Plastic Bank bei seinen Kunden einen deutlichen Preisaufschlag durchsetzen, über das sich das System zu einem guten Teil refinanziert. Social Plastic findet beispielsweise Eingang in die Produktion von Kunststoffverpackungen bei besonders nachhaltigen Produkten wie beispielsweise der Nature Box Shampoo Reihe.

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Henkel-Mitarbeiter*innen in Thailand sammeln im Rahmen der „Trashfighter“-Aktionen Plastikmüll, Fischernetze und Glasflaschen an lokalen Stränden.

 

Upcycling von Fischernetzen zu Nylon 

Ein Problem mit dem Recycling von Ocean Plastik ist, dass hier viele verschiedene Kunststoffe durchmischt sind. Aus Fischernetzen jedoch lässt sich relativ problemlos Nylon wiederherstellen. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Initiativen, die daran arbeitet, alte Fischernetze an Land zu entsorgen (und zu recycleln) anstatt sie wie bislang im Meer zu entsorgen.

 

Bureo

Das Unternehmen Bureo aus San Francisco stellt Skateboards – und Sonnenbrillen – her, die aus ehemaligen Fischernetzen hergestellt werden. Hierfür kooperiert Bureo mit Fischern aus Chile, die ihre alten Netze wieder einsammeln als, wie bisher, sie im Meer zu entsorgen.

Vaude

Das familiengeführte Allgäuer Outdoor Unternehmen Vaude bezieht für seine Textilproduktion unter anderem einen Garn, der aus wieder aufbereiteten Fischernetzen und weiteren Nylon Abfällen hergestellt wird. Der als Econyl patentierte Garn wird von etlichen Firmen verwendet, nicht nur in der Textilbranche. Eines der Unternehmen, das schon frühzeitig Econyl verarbeitet hat, ist der Thüringer Teppichhersteller Carpet Concept.   

© Bureo

 

Die Sonnenbrillen und Skateboards von Bureo werden zu 100% aus recycelten Fischernetzen hergestellt.

Ich war mal eine PET Flasche

Während Share, Danone oder Coca Cola an einer Kreislaufwirtschaft arbeiten (wenn auch mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten), indem beispielsweise Kunststoffflaschen gesammelt und recycelt werden, arbeiten andere Firmen daran, aus aus dem Müll gesammelte PET-Flaschen in der Textilbranche einzusetzen.

 

Patagonia

Patagonia ist der unangefochtene Pionier des Kunstoff Upcyclings in der Textilbranche; das Unternehmen hat bereits seit 1993 PET-Flaschen zu einem Polyestergranulat verarbeitet und unter anderem für die Herstellung von Fleece Pullis eingesetzt. Mittlerweile beträgt der Anteil von recyceltem Polyester bei Patagonia über 80%.

Pompei Project

Das junge Hamburger Modelabel Pompei Project kooperiert unter anderem mit dem indischen Unternehmen Waymore, das eingesammelte Kunststoffflaschen zu einem Granulat aufbereitet, aus dem dann T-Shirts hergestellt werden.

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Beim Outdoor Bekleidungshersteller Patagonia liegt der Anteil
von recyceltem Polyester bei über 80%.

Das Angebot an Ocean Plastic übersteht die Nachfrage 

Jährlich landen geschätzt 8 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Meeren. Die Mengen an Kunststoffen, die am Strand eingesammelt werden könnten, übersteigen bei weitem die Nachfrage in der Konsumgüterindustrie. Dies gilt insbesondere, wenn hierfür wie bei Social Plastic ein deutlicher Preisaufschlag gezahlt werden muss, wenn auch für einen guten Zweck. 

So kosten die aus 100% Social Plastik hergestellten Müllbeutel von Wildplastic mehr als das Doppelte als ein regulärer Müllbeutel, selbst wenn dieser – wie der Eco-Sack – ebenfalls aus 100% recyceltem Plastik, aber eben nicht Ocean Plastic, hergestellt wird. Letztlich beinhaltet der Kaufpreis de facto eine Spende an die Plastiksammler*innen von Plasticbank. Dies ist durchaus gut so, wenn auch nicht für jede’n Kund*in geeignet. 

Für die Plastiksammler*innen sind daher Initiativen von Bedeutung, die größere Mengen an Müll absorbieren können. So experimentiert die indische Regierung seit einiger Zeit mit der Mischung von eingesammelten Kunststoffabfällen beim Straßenbau. Manche Beobachter sehen dies durchaus kritisch. Es ist daher erfreulich, wenn zunehmend große Unternehmen sich an Initiativen wie der Plastic Bank beteiligen und so den Markt für gesammelten Ocean Plastic vergrößern.

 

Mit der Replace Plastik App des Vereins Küste gegen Plastik können Verbraucher:innen dazu beitragen, dass Plastik erst gar nicht erst in den Umlauf kommt    

Der Verein Küste gegen Plastik hat eine Smartphone App entwickelt, mit der wir als Verbraucherinnen und Verbraucher helfen können, das Problem des Plastikmülls direkt an de Quelle zu bekämpfen. Denn es gibt einfach zu viele Plastikverpackungen für Produkte des alltäglichen Bedarfs. Mit der App können wir den Barcode von Produkten scannen, die mit unnötig viel Plastik verpackt sind. Der Verein leitet das Feedback, dass wir uns eine plastikfreie Verpackung wünschen, direkt an den Hersteller weiter. Je mehr Menschen das tun, desto höher der Druck auf die Hersteller, Alternativen zu entwickeln. 

«Wir glauben, dass es nicht damit getan ist, den Plastikmüll nur aufzusammeln. Wir müssen aufhören, ihn zu produzieren.» Frank Timrott, Co-Founder Küste gegen Plastik e.V.

Diese innovative Lösung war eines der allersten Projekte, die wir über GOOD unterstützt haben, über eine Mitgliedschaft im Verein und flankierende Medienarbeit: