“Die Lösung liegt direkt neben dem Problem, und diejenigen, die mit dem Problem leben, können die Lösung am besten umsetzen.” – Interview mit Ayesha Vera-Yu
Ayesha Vera-Yu ist CEO von ARK Solves, einer Organisation, die in ländliche Gemeinden in Entwicklungsländern investiert, um deren Ernährung zu sichern. Die Gründerin war ursprünglich Bankerin, als sie sich dazu entschied, Sozialunternehmerin zu werden.
Ayesha Vera-Yu, CEO & Mitbegründerin von ARK Solves, war ursprünglich Bankerin, als sie sich dazu entschied, Sozialunternehmerin und Landwirtin zu werden. Mit ARK investiert sie seitdem in Entwicklungsländern, mit dem Ziel, dass ländliche Gemeinschaften ihre Ernährung sichern und sich selbst versorgen können. Sie träumt davon, das Programm Feed Back mit dem Rest der Welt zu teilen, beginnend mit dem globalen Süden – also dort, wo die meisten der 2 Milliarden Menschen leben, die unter Hunger leiden. Ihr Ziel in den nächsten Jahren: fünfmal so viele Gemeinden wie heute zu unterstützen. Warum aber gerade die erste Rap-Erfahrung nachhaltig in ihrer Erinnerung geblieben ist, erfahrt ihr im Interview.
Welches Problem löst ihr mit ARK? Warum braucht es dafür genau eure Lösung?
Bei ARK bekämpfen wir den Hunger für immer und schaffen mit Bauern/Bäuerinnen und Fischer:innen in Entwicklungsländern eine Zukunft, die nachhaltig und sicher ist. Ich arbeite mit ihnen zusammen, weil sie die Menschen sind, die die Welt ernähren, aber gleichzeitig darum kämpfen, ihre Familien zu ernähren. ARK Feed Back ist ein kommunaler Gemüsetausch. Das Programm regt Familien dazu an, ihren Nahrungsmittelbedarf in ihren Hinterhöfen zu decken und Überschüsse zu produzieren, die sie mit ihren Nachbar:innen teilen und an nahe gelegene Dörfer und Städte verkaufen können.
Was hast du gemacht, bevor du das aktuelle Projekt/Unternehmen gestartet hast?
Ich war Bankerin an der Wall Street. Ich weiß… Aber ich nutze die Erfahrung und das Wissen, das ich gewonnen habe, um Systeme, die nicht funktionieren, zu durchbrechen und eine Welt zu schaffen, die fair und gerecht sein wird.
Was oder wer hat dich dazu bewegt, Sozialunternehmer:in zu werden?
Meine Eltern. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der es „reiche“ und „arme“ Cousins und Cousinen gab. Meine Eltern haben mir vorgelebt, wie man alle Menschen liebt und gleich behandelt – egal, ob sie in Häusern mit Marmorböden oder mit Bambuslatten wohnen – und wie man teilt und andere Menschen vorwärts bringt.
Welche eurer Erfolge sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Rappen. Ich hätte nie gedacht, dass ich das kann! Vor drei Jahren teilte ein Gemeindevorsteher in Traciano, einem Dorf in Capiz, Philippinen, seine Gedanken zu Feed Back. Auf Zoom und vor seinem Rat sang/rappte er ein Gedicht, in dem er beschrieb, warum er Feed Back schätzt und dass es das erste Mal seit Jahrzehnten war, dass in seinem Dorf keine Hungersnot herrschte. Ohne darüber nachzudenken und seinem Rhythmus zu folgen, teilte ich mit ihm meine Liebe, Wertschätzung und Bewunderung für das, was sie erreicht haben, und wie stolz wir auf sie sind.
Gab es Momente, die besonders herausfordernd waren und was habt ihr daraus gelernt?
In den letzten 2,5 Jahren haben wir Hunderten und Tausenden von Menschen geholfen. Schnell zu skalieren ist heftig, und ich persönlich habe das Gefühl, dass mir die Zeit ausgeht. Am schwierigsten ist es, Familie und Freunde an erster Stelle zu halten und dafür zu sorgen, dass unsere Teammitglieder ein ausgeglichenes Leben haben, während sie gleichzeitig Vollgas geben und eine unglaubliche Leistung erbringen. Ich muss diszipliniert mit meiner persönlichen Zeit umgehen, die ich meiner Gesundheit, meiner Familie und meinen Freunden widme. Das tue ich für mich selbst und um ein Vorbild für das Team zu sein.
© ARK
„Als Weltverbesser:in sollten wir bei der Lösung eines Problems darauf achten, dass wir nicht bestimmte Menschen zu „Empfängern“ machen. Wir sollten dafür sorgen, dass wir ALLE zu Beteiligten des Wandels werden, insbesondere diejenigen, die mit dem Problem leben. Denn sie haben Ideen, die besser sein werden als unsere, da sie mit dem Problem leben und die wahren Motoren des Wandels sein werden.“
— Ayesha Vera-Yu, CEO von ARK Solves
Wo soll die Reise in Zukunft hingehen und was sind die nächsten großen Ziele?
Wir wollen Feed Back mit dem Rest der Welt teilen, beginnend mit dem globalen Süden, wo die meisten der 2 Milliarden Menschen leben, die während einer ganzen Saison Hunger leiden. Wir haben ein “PlayBook” entwickelt, also einen Do-it-yourself-Leitfaden, mit dem Gemeinden eigenständig die Ernährung der Bewohner:innen langfristig sichern können. Außerdem verfügen wir über eine neue Unterstützungsstruktur, die es uns ermöglicht, 2024 bis zu 45 Gemeinden auf einen Schlag zu unterstützen und danach bis zu 120 Gemeinden. Das ist das Doppelte und Fünffache dessen, was wir heute tun.
Was hättest du gerne gewusst, bevor ihr euer Projekt/Unternehmen gestartet habt? Welchen Rat würdest du anderen mit auf den Weg geben?
Veränderung ist beängstigend, deshalb braucht man Geduld und viele Versuche und Fehler. Ich hätte mir gewünscht, dass mir jemand gesagt hätte, ich solle am Anfang am besten ein Fitnessprogramm machen, denn es geht um Ausdauer und nicht um einen Sprint.
Welchen Podcast hörst du regelmäßig? Welches Buch ist für dich persönlich ein absolutes Must-read?
Ich liebe Bücher! Das ist eine schwierige Frage. Im Moment rate ich meinen Freund:innen, diese Bücher zu lesen: Robin Wall Kimmerers „Braiding Sweetgrass“, weil es uns an unserer schönen und liebevollen Vergangenheit teilhaben lässt, in der wir alle einander und die Natur liebten und für sie sorgten, und wie eine Wirtschaft des Teilens funktioniert! Albert Samahas „Concepcion“, weil es mich an meine grandiose und innovative Abstammung erinnert. Es zeigt mir, wie wir die Tiefen unserer Empathie selbst inmitten von Ärger oder Wut finden können.
Was sind deine Tipps für den Alltag, um Gutes zu tun? Und wo fällt es dir vielleicht eher schwer, nachhaltig zu leben?
Ich achte sehr auf meinen Plastikverbrauch. Oft trage ich meine Einkäufe einfach ohne Tüte nach Hause. Ich spare und bevorzuge Lebensmittel, die von Biobauern angebaut werden. Synthetische Düngemittel sind für etwa ein Viertel der Umweltzerstörung in der Welt verantwortlich und führen dazu, dass Menschen hungern und zu verzweifelten Maßnahmen wie dem Abbrennen von Wäldern gezwungen werden. Reisen – wenn man in Flugzeuge steigt oder Autos mietet, ob für die Arbeit oder zum Vergnügen. Es ist immer noch schwer, kein Benzin zu verbrauchen. In New York City benutze ich die U-Bahn so oft wie möglich.
Welche Organisation bzw. welches Start-up beeindruckt dich besonders und ist für dich ein wahres Vorbild?
ARK. Schaut einfach mal unter arksolves.org vorbei. Wir sind auf der Suche nach gleichgesinnten Partner:innen und Vorbildern. Bitte schickt sie uns.
Ergänze diesen Satz: Die Welt braucht (mehr …)
…Umarmungen. Eine Umarmung ist die direkteste, unmittelbarste und ehrlichste Art, seine Liebe und sein Verständnis zu zeigen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die andere Person sich gut, gesehen und umsorgt fühlt. Du ziehst damit auch ihre Liebe, Verständnis und Energie an, wenn sie dich in ihre Arme schließen. Es ist ein Geben und Nehmen, das transformativ ist und sogar Ärger, Frustration und Trauer überwinden kann. Wir verlassen uns so sehr auf unser Sehen, Hören, Riechen und Schmecken. Berührungen sind jedoch ein so kraftvolles Mittel, um uns mit der Welt zu verbinden und uns zugehörig zu fühlen.
Gibt es etwas, was du unbedingt noch sagen willst?
Die Lösung liegt direkt neben dem Problem, und diejenigen, die mit dem Problem leben, können die Lösung am besten umsetzen. Als Weltverbesserer/Weltverbesserin sollten wir bei der Lösung eines Problems darauf achten, dass wir nicht bestimmte Menschen zu “ Empfängern “ machen. Wir sollten dafür sorgen, dass wir ALLE zu Beteiligten des Wandels werden, insbesondere diejenigen, die mit dem Problem leben. Denn sie haben Ideen, die besser sein werden als unsere, da sie mit dem Problem leben und die wahren Motoren des Wandels sein werden.
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Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org
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