Discovering Hands – Die lebensrettenden Hände blinder Frauen

© Discovering Hands

Das preisgekrönte Sozialunternehmen Discovering Hands aus Duisburg schafft ein ganz neues Angebot für die Früherkennung von Brustkrebs. Eine zentrale Rolle spielen dabei sehbehinderte und blinde Frauen.

In der Behinderung eine besondere Begabung sehen und damit Leben retten – genau das macht die Initiative „Discovering Hands“ seit mehreren Jahren erfolgreich. Das Sozialunternehmen aus Duisburg wurde 2011 vom Gynäkologen Dr. Frank Hoffmann gegründet und setzt dabei auf eine ganz besondere Befähigung von sehbehinderten und blinden Frauen: Den ausgeprägten Tastsinn, der in der Brustkrebsvorsorge lebensrettend wird.

Noch immer gehört die Diagnose Brustkrebs zu der häufigsten Krebsform unter Frauen, knapp 70.000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich. Dabei ist es häufig nicht der Tumor selbst, der fatal ist, sondern die Streuung der Krebszellen im Körper. Entdeckt man den Tumor frühzeitig, wird den Betroffenen eine weniger belastende Behandlung ermöglicht und die Überlebenschancen verbessern sich erheblich. Daher ist die Prävention in diesem Feld auch so wichtig.

Die vorhandenen Angebote sinnvoll ergänzen

Gleichzeitig sind die vorhandenen Angebote nicht optimal: Vom 30. bis zum 50. Lebensjahr gibt es lediglich eine jährliche Brusttastuntersuchung durch eine*n Gynäkolog*in, die häufig unter hohem Zeitdruck durchgeführt werden muss. Ein Mammographie-Screening ist erst ab dem 50. Lebensjahr vorgesehen.

Mit „Discovering Hands“ wird das bestehende Angebot sinnvoll erweitert. Das Sozialunternehmen bildet blinde und sehbehinderte Frauen zu Medizinisch Taktilen Untersucherinnen (kurz MTU) aus, die durch ihren ausgeprägten Tastsinn in der Lage sind bereits kleine Abnormalitäten zu erspüren und so etwa dreimal mehr bösartige Veränderungen im Gewebe ertasten können als sehende Ärzt*innen. Außerdem dauern die Untersuchungen in der Regel 30 bis 60 Minuten und sind somit deutlich umfangreicher als die herkömmliche Tastuntersuchung von Ärzt*innen, die meist nur wenige Minuten dauert.

Viele Krankenkassen übernehmen mittlerweile die Vorsorgeuntersuchung

Mittlerweile übernehmen viele gesetzliche sowie alle privaten Krankenkassen in Deutschland die Vorsorgeuntersuchung von „Discovering Hands“. Auch in Österreich findet sich ein Ableger. Im Rahmen einer Wirksamkeitsstudie muss hier jedoch zunächst noch das Berufsbild der MTU etabliert werden. Interessierte Frauen ab 40 Jahren können hier an der Studie teilnehmen und erhalten im Zuge dessen eine kostenlose Tastuntersuchung. Durch die Studienteilnahme können die Teilnehmerinnen aktiv dazu beitragen, ein neues Berufsbild sowie eine verbesserte Brustkrebsvorsorge in Österreich zu etablieren.

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Neben der Vorsorgeuntersuchung setzt das Sozialunternehmen auch auf Schulungen in Deutschland und Österreich. Mit einer Anleitung zur Taktilen Selbstuntersuchung vermitteln die sehbehinderten und blinden Frauen ihr Wissen an die sehenden Frauen und zeigen ihnen, wie sie die Prävention in regelmäßigen Abständen selbstständig zuhause durchführen können.

Eine besondere Begabung, die zu einer sinnstiftenden Berufung wird

Mit den Untersuchungen durch die MTU wird nicht nur eine große Vorsorge-Lücke geschlossen, sondern gleichzeitig wird den sehbehinderten und blinden Frauen eine neue, berufliche Perspektive aufgezeigt. Aus der Behinderung wird eine einzigartige Begabung, die zu einer sinnstiftenden Tätigkeit führt und die ihre Rolle in der Gesellschaft stärkt.

«Manchmal sind es die einfachen Gedanken, die die größte Tragweite entwickeln.» Dr. Frank Hoffmann, Gründer von Discovering Hands

Neben den positiven Auswirkungen auf das Gesundheitssystem und der gesellschaftlichen Stärkung von sehbehinderten und blinden Frauen, steckt hinter der Prävention schließlich auch finanziell ein Riesenpotenzial. Dies belegte zuletzt eine Studie von Ashoka und McKinsey. Demzufolge würde durch die frühzeitige Entdeckung von Tumoren auch geringere Behandlungs- und Folgekosten entstehen. Allein in Deutschland könnten bis zu 160 Millionen Euro jährlich eingespart werden, wenn Frauen das Angebot „Discovering Hands“ flächendeckend wahrnehmen würden.

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Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org