Wie wir mit einer Plastik Recyclingmaschine Impact Startups in Nepal beflügeln
Mit den Einnahmen unserer Suchmaschine haben wir letzten Herbst eine Recyclingmaschine des Sozial-Startups Plasticpreneur gesponsert. Diese ist inzwischen in Nepal eingetroffen und markiert den Startschuss für lokale Recycling-Initiativen im ganzen Land – dank eines innovativen Joint Ventures.
Letzten Herbst haben wir mit einem Teil der Einnahmen unserer Suchmaschine GOOD das Startup Plasticpreneur unterstützt. Das Sozial-Startup bietet innovative Lösungen für das Recycling bzw. Upcycling von Kunststoffen. Die mobilen Maschinen von Plasticpreneur ermöglichen es, ganz einfach von überall her mit dem Plastik-Recycling zu starten. Ist dies etwas besonderes? – Ja! Denn bislang wurde das Recyceln von Kunststoffen ähnlich gedacht wie deren Herstellung, also großindustriell. Die Idee, kleine, mobile Anlagen professionell und nach europäischen Sicherheits- und Qualitätsstandards zu entwickeln und für den weltweiten Einsatz herzustellen, ist neu. Der Impact ist enorm: Denn so werden lokale Initiativen weltweit befähigt, angepasst an die lokalen Bedingungen Produkte aus recyceltem Plastik herzustellen – und damit zugleich das Müllproblem zu lösen.
Plasticpreneur – Empowerment von Plastik-Upcycling Initiativen weltweit
Plasticpreneur ist ein “Social Business”. Das Startup wirtschaftet unternehmerisch, ist aber ganz auf die Erzielung eines positiven “Impacts” getrimmt und arbeitet mit Initiativen aus der ganzen Welt zusammen wie dem aus der Maker-Szene entstandenen Netzwerk Precious Plastic oder, so in Nepal, mit der lokalen Non-profit Partnership for Sustainable Development (PSD) und ihrem Partner Ennovent.
Insgesamt werden die Maschinen von Plasticpreneur bereits in 55 Ländern auf fünf Kontinenten eingesetzt. Dies ist eine unglaubliche Zahl, wenn man bedenkt, dass das Unternehmen in 2020 erst gegründet wurde.
Upcycling von Plastikabfällen im Hochgebirge
Unsere Unterstützung für Plasticpreneur erfolgte in Form des Sponsorings einer mobilen Plastic-Recyclinganlage, konkret: einer mobilen Schredderanlage. Kostenpunkt: 1.500 Euro. Gemeinsam mit einer mobilen Spritzgussmaschine und einem Set an Pressformen können Plastikabfälle, die eingesammelt werden, so direkt vor Ort zu neuen Produkten aufbereitet werden. In unserem Fall wurden gleich zwei Maschinen-Sets nach Nepal geliefert. So können eigenständige Recycling-Initiativen sowohl im städtischen Umfeld in der Hauptstadt Kathmandu als auch in entlegenen Bergregionen pilotiert werden.
«Mit diesem Projekt wollen wir längerfristig Plasticpreneur-Maschinen in allen sieben Nationalparks Nepals aufstellen. Sobald wir den Marktnachweis erbracht haben, kann dieses Projekt dazu beitragen, nachhaltige Einkommensmöglichkeiten zu schaffen und einen positiven Einfluss auf die Umwelt für die lokalen Gemeinschaften zu haben.» Gabish Joshi, Country Director, Ennovent Nepal
Dabei hilft, dass die Partnerorganisation PSD Nepal (Partnership for Sustainable Development – Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung) ein laufendes Projekt zur Entsorgung von Plastikmüll im Langtang-Nationalpark betreut. Der Park zieht jährlich etwa 18.000 Besucher an, die zu einer großen Menge an Plastikmüll aus Wasser- und Softdrinkflaschen beitragen. Seit 2017 fördert das Projekt Trekking und Tourismus in der Region und begrenzt gleichzeitig die Umweltschäden, indem 40.000 PET-Flaschen pro Monat gereinigt und recycelt werden.
Die Maschinen sind geliefert. Jetzt geht es darum, ein erstes Produktportfolio zu entwerfen, das mit den Kunstoffabfällen hergestellt und sinnvoll vor Ort vermarktet werden kann. Je besser sich das Projekt dabei rechnet, desto einfacher kann es in vielen anderen Nationalparks bzw. Landesteilen repliziert werden.
- In Langtang wurde bereits eine erste Charge von Recyclingprodukten aus den Deckeln von PET-Flaschen aus HDPE-Material hergestellt. Zu den in Langtang entwickelten Produkten gehören Plastikperlen, Schildkröten-Schlüsselanhänger und Teeuntersetzer, die insbesondere an die Touristen verkauft werden können.
- In Kathmandu wurden in einem ersten Pilot Knöpfe, Karabiner und Wäscheklammern hergestellt. Parallel werden Gespräche mit Unternehmen geführt, die Produkte von PSD Plastics beziehen können. „Wir sprechen mit Unternehmen, um herauszufinden, wie gut wir mit ihren derzeitigen Produkten (aus neuem Kunststoff) mithalten können, sowohl in Bezug auf die Qualität als auch auf die Kosten“, sagt Gabish, der Country Director von Ennovent in Nepal.
Während in Langtang die Wertschöpfungskette für die Kunststoffbeschaffung bereits etabliert ist, arbeitet das Team in Kathmandu an der Beschaffung von sauberem, qualitativ hochwertigem und recycelbarem Kunststoff. Dies ist bislang noch eine Herausforderung.
Entrepreneurship für eine bessere Welt
Das Beispiel der Plasticpreneur Recyclingmaschinen in Nepal zeigt auf schöne Weise, wie eine Krise (Abfall) in eine Chance gewandelt werden kann. Das ganze ist aber nicht ganz von alleine entstanden. Der Erfolg ist vielmehr einem glücklichen Umstand zu verdanken.
Als Bindeglied zwischen dem Maschinenlieferanten Plasticpreneur und der lokalen Non-profit PSD fungiert ennovent, eine erfahrene, seit vielen Jahren in Südostasien aktive Organisation aus Wien. Diese hilft beim Aufbau lokaler Impact Businesses, die mit unternehmerischen Mitteln Lösungen zu den 17 UN Nachhaltigkeitszielen entwickeln. Die Idee: Entwicklungshilfe mit entrepreneurial spirit als eine der nachhaltigsten Formen der Hilfe zur Selbsthilfe.
Denn während PSD die Expertise hat, Projekte lokal zu verankern, Netzwerke aufzubauen und Menschen zu schulen, zählt die Entwicklung sich selbsttragender Geschäftsmodelle, die dazu notwendige Marktanalyse und Aufbau von B2B Partnerschaften (etwa für den Verkauf der Produkte) weniger zu ihrer Kernexpertise.
Anders als die allermeisten anderen Organisationen, die eher beratend zur Seite stehen, geht Ennovent dabei auch ins eigene Risiko. Die Organisation hat mit PSD gemeinsam das Joint Venture PSD Plastics gegründet, das als Dach für die vielen zu entwickelnden Recycling-Initiativen im ganzen Land fungiert.
Mit der gebündelten Expertise von Ennovent und PSD entwickelt PSD Plastics eine Social Franchise System, das Menschen an ganz vielen Orten im Land in die Lage versetzt, als selbständige “Plastic Entrepreneure” lokale Recycling-Initiativen zu starten, die finanziell solide aufgestellt sind – professionell begleitet durch PSD Plastics.
So ist das österreichische Unternehmen Plasticpreneur, selbst ein Social Startup, ein “Enabler” für die Entstehung weiterer Sozialunternehmen wie PSD Plastic, das wiederum Menschen in ganz Nepal neue Chancen bietet, unternehmerisch tätig zu werden – und damit zugleich Nachhaltigkeit zu befördern. So entsteht eine immer länger werdende Wirkungskette.
Ennovent ist ein Katalysator, der innovative Geschäftsideen in noch unerschlossenen Märkten in Entwicklungs- und Schwellenländer zum Leben bringt. Die Organisation bietet Unternehmern, Unternehmen, Geldgebern und Nichtregierungsorganisationen maßgeschneiderte unternehmerische Projekte an. Diese bieten Zugang zu Gründungsexpertise, lokalen Partnern, vielfältigen Finanzierungsmöglichkeiten und globalen Netzwerken. Durch faire Partnerschaften teilt Ennovent die Risiken und Gewinne. Seit 2008 hat Ennovent im Rahmen von 70 Projekten über 240 Ventures in 35 Ländern begleitet.
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Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org