Auf Umwegen zum Wunder-Kakao

Bild: ChillChoc

Dave und Burkhard hatten eigentlich eine ganz andere Startup-Idee und haben dann unverhofft ein wunderbares heilsames Getränk entwickelt, das zugleich die Erde ein Stück besser macht. Eine Gründergeschichte, die zeigt, dass nicht immer der direkte Weg zum Ziel führt.

ChillChoc ist eine leckere Trinkschokolade mit Hanf. Durch die Kombination aus Kakao und Hanf wirkt ChillChoc entspannend auf Kopf und Körper. Das in den Hanfblättern natürlich enthaltene CBD wirkt nicht berauschend, sondern stressreduzierend, entzündungshemmend sowie muskelentspannend. Wie es zu dieser Produktentwicklung kam, zeigt diese ganz und gar ungewöhnliche Geschichte.

Ich habe Dave Tjiok das erste Mal vor 5 Jahren getroffen. Dies war auf dem Social Entrepreneurship Summit in Berlin, einer Konferenz für Menschen, die sich mit einer nachhaltigen Geschäftsidee selbständig machen wollen. Er hatte dort einen Stand mit einem Schild “Dein Stück Erde”. Wer mit ihm ins Gespräch kam, merkte, dass da mehr dahinter steckt. Gemeinsam mit seinem Co-Founder Burkhard von Stackelberg hatten die studierten Physiker und Chemiker eine Firma gegründet, die Terra Preta industriell herstellt. Terra Preta beschreibt einen geheimnisumwobenen fruchtbaren Boden, der in Teilen des Amazonasgebietes nachgewiesen werden konnte. Geheimnisumwoben insofern, als die Böden in den Tropen unterhalb ihrer dünnen Humusschicht eigentlich äußerst nährstoffarm sind, die tiefgründigen Böden daher von Menschenhand “gezüchtet” worden sein mussten.

Die Vision: Unfruchtbare Böden wieder fruchtbar machen

Der Nährstoffmangel ist denn auch der Grund, weshalb die Abholzung tropischer Wälder nicht nur die einzigartige Biodiversität und Lunge unseres Planeten zerstört, sondern vielfach nach wenigen Jahren Savannen-ähnliche Brachflächen hinterlässt, die ökonomisch wertlos sind. Was wäre es, wenn man diese einzigartige Erde in industriellem Maßstab herstellen und somit das Problem der Bodenerosion stoppen bzw. umkehren könnte? 

Wikipedia beschreibt Terra Preta als eine Mischung von Holz- und Pflanzenresten, menschlichen Fäkalien, Dung und Kompost, durchsetzt mit Tonscherben und gelegentlich auch Knochen sowie Fischgräten. Wie die Rezeptur im einzelnen aussehen mag: Dave und Burkhard haben es geschafft, eine Methode zu entwickeln, um eine mit Terra Preta vergleichbare Erde künstlich, im industriellen Maßstab herzustellen. Und dies als kleines Startup, der “Dein Stücke Erde UG”.

 

Bild: ChillChoc

 

Allerdings scheiterte “Dein Stück Erde” an der Vermarktung. Die Vertriebswege und Kundensegmente waren nicht so wirklich klar bzw. es hätte mehr Kapital oder starker Partner bedurft, um sie zu erschließen. Der Traum von der Rettung der Welt war erst einmal ausgeträumt.

Vor zwei Jahren habe ich Dave im Social Impact Lab in Stuttgart durch Zufall getroffen – wieder voller Elan. Er erzählte mir, dass sie ihre Vision nicht aus dem Auge verloren hätten, jetzt aber Kakao machten. Kakao? – Ja, Kakao! Ein Teil der Erlöse würden sie verwenden, um das Wissen über die – jetzt: bäuerliche – Herstellung von Terra Preta mit den Kakaobauern ihrer Erzeugergenossenschaften in den Tropen zu teilen, so auf Sri Lanka und in Brasilien.

Von der persönlichen Betroffenheit zur Produktentwicklung

Wer die beiden kennt, weiß, dass sie nicht einfach nur ein handelsübliches Kakaogetränk auf den Markt bringen würden, selbst wenn dieses nebenbei tropische Böden rettet. An diesem Punkt kommt Burkhard ins Spiel, mit einer sehr bewegenden persönlichen Geschichte. Seine Freundin leidet an Multiple Sklerose. Burkhard und Dave hatten schon länger an Methoden getüftelt, um ihre Beschwerden mit Hanf auf natürliche Weise zu lindern – und dies ganz legal. In diesem Kontext hatten die beiden gemeinsam mit dem Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik (DIL) in Quakenbrück ein eigenes Verfahren entwickelt, das jetzt auch in ChillChoc Anwendung findet. Über das leckere Getränk können so alle Menschen von den positiven Wirkungen profitieren.

«Mit der Trinkschokolade ChillChoc stehen die positiven Wirkungen jetzt auch der Allgemeinheit zur Verfügung und lassen sich angenehm und lecker in den Alltag integrieren.»  Dave Tijok, Gründer ChillChoc

Von CBD und THC

Für ihren Kakao verarbeitet ChillChoc naturbelassene Hanfblätter mithilfe eines speziellen Verfahrens, das die Cannabinoide des Hanfs (CBD) herauslöst. Das berauschende THC kommt in ChillChoc nicht vor, bzw. nur in minimalsten, natürlich vorhandenen Mengen. Vergleichbar sei dies mit Fruchtsäften. Niemand käme auf die Idee, sich mit Fruchtsäften zu betrinken, obwohl diese auf natürliche Weise eine minimale Menge an Alkohol enthalten. Die von ChillChoc regional in Deutschland und Österreich angebauten Hanfpflanzen sind so gezüchtet, dass sie einen vernachlässigbaren Anteil an THC enthalten, der weit unterhalb der gesetzlichen Regularien liegt. (Eine Packung ChillChoc enthält 0,006% THC). ChillChoc macht also nicht high, sondern entspannt und ist unbedenklich.

 

Bild: ChillChoc

 

«Viele kennen Hanf nur als Rauschmittel und denken an Kiffen. Dass es Hanf gibt, der völlig legal und unbedenklich ist, wissen die meisten Menschen nicht.»  Dave Tijok, Gründer ChillChoc

Das in ChillChoc enthaltende Cannabidiol hingegen wirkt entspannend für Körper und Geist. Es reduziert Stress, wirkt entzündungshemmend und entkrampfend. Durch diese vielfältig positiven Wirkungsmuster ist CBD ein echtes Superfood und erleichtert das Leben in vielerlei Hinsicht. In Stresssituationen und bei innerer Unruhe kann CBD den Stresslevel senken. Bei Regelschmerzen können die Beschwerden gemindert werden, da CBD entkrampfend wirkt. Sportlern hilft es dabei, nach dem Workout die Muskeln zu lockern und beugt Muskelkater vor. 

In den USA, Kanada, der Schweiz und Österreich gilt CBD inzwischen als etabliertes natürliches Mittel, um Körper und Geist zu entspannen. Die Produktpalette ist dort schon deutlich größer als in Deutschland.

GOOD Projekt #1

Für uns bei GOOD ist ChillChoc ein ganz besonderes Projekt. Wir hatten es auf unserer Plattform als erstes Projekt überhaupt aufgenommen und die damals laufende Crowdfunding-Kampagne auf Startnext mit den Einnahmen unserer allerersten Betaversion unterstützt. Dies waren gerade einmal 20€, aber ein wichtiger erster Schritt für uns.

Seitdem ging bei ChillChoc vieles Schlag auf Schlag. Das Produkt wurde erfolgreich auf den Markt gebracht und ist über den Online Shop, etlichen Cafés und Shops und zunehmend auch im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich. Die Gründer haben ihr Team erweitert. 

 

Bild: Das ChillChoc Team (von links nach rechts): Dave Tjiok, Lena Glässel, Christian Veit, Laura Rothgang, Burkhard von Stackelberg

 

Über die Verbindung zum Social Impact Lab in Stuttgart kamen Lena und Laura hinzu, die dort eigentlich ihr Startup VoluntHero aufbauen wollten. Als “Frontman” für den Vertrieb konnten sie zudem den 1,92m großen Chris (Bildmitte) gewinnen. So besteht das erweiterte Gründerteam aus fünf Menschen aus unterschiedlichsten Gesellschaftsblasen und Hintergründen – unterschiedlich bunt, laut und leise, aber stets 100% authentisch. 

ChillChoc ist auch über das Social Impact Lab hinaus fest in der Impact-Szene Baden-Württembergs verankert. Das Startup war Teil des Smart Green Accelerators im Kreativpark Lokhalle in Freiburg und hat erst kürzlich eine Landesförderung im Rahmen des Start-up BW Pre-Seed Programms gewonnen. Eine zweite Crowdfunding-Kampagne, so haben uns die Gründer verraten, ist gerade in Vorbereitung.

 

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Dr. Andreas Renner, Co-Founder GOOD: andreas@good-search.org